"Das ist eine der schwierigsten Entscheidungen, die ich in meinem Leben treffen musste", schrieb Laurent Duvernay-Tardif auf Twitter. Im Februar befand sich der 29-Jährige beim Gewinn des Superbowl LIV noch in der Startaufstellung seiner Kansas City Chiefs, in der kommenden NFL-Saison wird der Offensive Lineman auf eigenen Wunsch hin nicht auf dem Spielfeld stehen.

Der Kanadier ist nämlich nicht nur erfolgreicher Football-Profi, sondern auch Doktor der Medizin. Nachdem Duvernay-Tardif 2014 von Kansas gedraftet worden war, verknüpfte der 1,96-Meter-Mann für vier Jahre die Profikarriere mit seinem Studium, ehe er 2018 an der McGill University in Montreal graduierte. Nach insgesamt acht Studienjahren wollte der Footballer, übrigens der einzige aktive und insgesamt erst vierte NFL-Spieler mit Abschluss an einer medizinischen Fakultät, seinen neu errungenen Titel "MD" (Doctor of Medicine) auf seinem Football-Trikot tragen, sein Antrag wurde jedoch abgelehnt.

In den vergangenen Monaten arbeitete Duvernay-Tardif an der kanadischen Ostküste in einer stationären Pflegeeinrichtung. Nun ist er der erste NFL-Spieler, der die Möglichkeit wahrnimmt, wegen des Coronavirus auf die nächste Spielzeit zu verzichten. Die NFL und die Spielergewerkschaft NFLPA handelten aus, dass Profis, die wegen Covid-19 Bedenken haben, von ihren Vertragspflichten zurücktreten können, aber trotzdem abgesichert sind.

So wird Duvernay-Tardif, der bei Kansas 2017 einen Fünfjahresvertrag über rund 36,34 Millionen Euro unterschrieb, für seine Medizin-Saison anstelle von rund 2,36 Millionen knapp 130.000 Euro bekommen. „Während der Off-Season an vorderster Front zu sein, hat mir eine andere Perspektive auf die Pandemie eröffnet“, sagt der Profi. „Ich kann es mir nicht erlauben, möglicherweise das Virus weiterzutragen, indem ich den Sport betreibe, den ich liebe. Wenn ich ein Risiko eingehe, dann werde ich das tun, wenn ich mich um Patienten kümmere.“