In Klagenfurt geht am Sonntag das zweite Finale der European League of Football (ELF) über die Bühne. Wie sieht Ihr Resümee nach der zweiten Saison aus?
PATRICK ESUME: Zweigeteilt. Sportlich ist es ein Erfolg. Das hohe Level an Qualität am Feld hat man so in Europa noch nie gesehen. Wir hätten selbst nicht gedacht, dass wir es so schnell erreichen. Auf der anderen Seite, wirtschaftlich und organisatorisch, müssen wir als junges Start-up auch noch viel lernen, das ist aber normal.

Mit den Raiders Tirol und den Vienna Vikings waren in dieser Saison zum ersten Mal österreichische Teams vertreten. Was hat Sie zu diesem Schritt bewegt?
Wir wollten internationaler werden und wussten schon lange, dass in Österreich erstklassig Football gespielt wird. Uns war klar, dass Innsbruck und Wien ein Teil dieser Liga sein müssen, da sie zu den besten Teams in Europa gehören. Bisher hat ihnen der internationale Vergleich gefehlt, die ganz große Bühne sozusagen. Diese bieten wir ihnen jetzt mit der ELF.

Wie groß war dann der Ärger bei Ihnen, als die Vienna Vikings im Play-off plötzlich ohne Stadion dastanden, da der Partner Austria Wien die Nutzung der Generali-Arena verwehrte?
Es steht außer Frage, dass es für Vikings, Liga und die gesamte Sportart ärgerlich war. Medial haben wir mit American Football schon einen großen Schritt gemacht, das ist aber noch nicht überall in der Sportlandschaft angekommen. Fünf Tage vor einem Spiel das Stadionrecht zu entziehen, das macht man einfach nicht, das ist unsportlich. Natürlich kenne ich die Thematik mit den Rasenproblemen im Fußball, bei einer Partnerschaft geht es aber um Verlässlichkeit.

Apropos Stadion. Was spricht für Klagenfurt als Standort des diesjährigen Endspiels?
Wir sind eine europäische Liga und keine deutsche, deshalb wollten wir nach Österreich expandieren. Es ist ein neutraler Austragungsort und wir waren hier von Anfang an sehr willkommen.

Wie willkommen wären in der Zukunft weitere österreichische Teams in der Liga?
In Deutschland, der Schweiz und Österreich sind wir, denke ich, gut vertreten. Die Vikings und Raiders machen einen guten Job, in Deutschland gibt es acht Teams und bald auch eines aus Zürich. Es muss in einer größeren Region genügend Football-Talent geben, um langfristig bestehen zu können.

Mit Spielen im Ausland steigen auch die Kosten der Teams. Wie
finanzieren sich die Franchises in der European League of Football?
Es gibt Zuschauereinnahmen, Sponsoring, Fernsehgeld, Merchandise und natürlich die Investoren, die ihr Geld in dieses Start-up finanzieren und mittelfristig schwarze Zahlen schreiben wollen. Das war zuvor in diesem Sport in Europa nicht möglich, auch wenn immer wieder Geld reingepumpt wurde.

Seit Gründung der Liga gab es immer wieder Kritik, man sei nur auf Gewinnmaximierung aus und leiste nichts für den Nachwuchs. Was sagen Sie dazu?
Wir bekommen Zuspruch von denen, die am wichtigsten sind, nämlich den Spielern. Von denen redet nämlich meistens niemand, meistens sind es die Funktionäre, die solche Aussagen tätigen. Die Jugendarbeit haben wir nicht angefasst, da wir die nationalen Vereine wertschätzen und ihnen ihre Grundlage nicht wegnehmen wollen. Man stelle sich vor, ein großes Franchise wie Frankfurt oder Düsseldorf würde Jugendvereine gründen, da würden sehr viele ihre jetzigen Heimatvereine verlassen.

Wie sieht die Zusammenarbeit mit nationalen Vertretern und Funktionären aus?
Mit den Verbänden in Skandinavien haben wir guten Kontakt, auch in Italien und Ungarn gibt es vernünftige Gespräche, eigentlich überall. Auch mit dem österreichischen Verband herrscht eine gute Kommunikation.

Ihr abschließender Tipp für das Endspiel zwischen Hamburg und den Vienna Vikings?
Wenn ich wüsste, wie es ausgeht, würde ich Lottospielen und mir dann eine eigene Insel kaufen. Es sind zwei erstklassige Defensivreihen, auch wenn die Vikings die Favoritenrolle haben. Ein Finale hat aber immer eigene Gesetze und ich lasse mich überraschen.