Herr van Ess, Konfuzius erlebt in China heute ein beeindruckendes Comeback. Erstaunt Sie das?
HANS VON ESS: Überhaupt nicht. In den 1980er-Jahren konnte man darüber erstaunt sein, nach vierzig Jahren allmählicher Rehabilitierung von Konfuzius kann man es nicht mehr. Ich frage mich eher, wie sehr Xi Jinping hinter ihr steht, denn einen Höhepunkt erreichte die „Rekonfuzianisierung“ der chinesischen Gesellschaft unter seinem Vorgänger Hu Jintao. Xi Jinping hat sich zu Anfang seiner Regierungszeit 2012/13 auch positiv zu Konfuzius geäußert, seit einigen Jahren scheint ihm aber der Marxismus wesentlich wichtiger zu sein.