Sein Spitzname klingt nicht gerade einladend: Den "Eisernen Karl" nannten sie ihn. Ob seiner Sturheit vielleicht oder, positiv formuliert, ob seines Durchsetzungsvermögens. Und es stimmt, einfach mag der Umgang mit Karl Frehsner nicht immer gewesen sein. Aber eines war er jedenfalls: erfolgreich, wenn man zu seinen Schützlingen zählte. Karl Frehsner, geboren in Oberösterreich ("aber schon mit fünf Stunden in die Steiermark zurückgekehrt"), aufgewachsen in der Steiermark und dann in der Schweiz gelandet, ist einer der erfolgreichsten Trainer, die es im Skisport je gegeben hat.

Er führte die Schweiz in den späten 1980ern zu ihrer erfolgreichsten Ära, in der die Eidgenossen die Erzrivalen aus Österreich dominierten, bei der Heim-WM in Crans-Montana rund um Stars wie Peter Müller, Pirmin Zurbriggen oder Franz Heinzer sogar zu Mitläufern degradierten. Danach schaffte er es bis in die Formel 1, zum Sauber-Team und zum Betreuer von Heinz-Harald Frentzen, ehe er als Trainer der österreichischen Skidamen in den späten 1990ern und frühen 2000ern wieder in den Skisport zurückkehrte. Und, erraten: Auch die ÖSV-Damen erlebten unter ihm ihre Blüte, rund um die "Golden Girls" Renate Götschl, Michaela Dorfmeister und natürlich Alexandra Meißnitzer gab es Erfolge wie nie zuvor und auch nicht mehr danach.
Womit wir wieder beim Durchsetzungsvermögen wären. "Der Wille allein entscheidet oder: 53 Medaillen sind kein Zufall" lautet der Titel der Frehsner-Biografie. Und er selbst stellt klar: "Wenn ich etwas plane oder vorhabe und sage, dann wird das eingehalten, davon rücke ich nicht ab. Das hat viele verwundert. Wenn man sagt, dass man das erreichen will, bin ich mit Konsequenz dahinter", erklärt er kurz vor seiner "Volljährigkeit", wie er schmunzelnd erzählt.

Ein erfülltes Leben

Frehsner blickt zurück auf ein Leben, in dem er sich fast alle seiner Träume erfüllte: "Ein Kindheitstraum war es, die Eiger-Nordwand zu bezwingen, da habe ich noch gar nicht gewusst, was ein Pickel ist. Ein anderer Traum war, im Skisport eine Mannschaft zu betreuen, die besser ist als die Weltbesten. Und wenn man jetzt mit Bescheidenheit zurücktritt, darf man sagen: Ich habe das meiste erreicht."

Das tat der gewitzte Coach, der schon einmal Gesamtweltcupsieger Paul Accola wegen einer einminütigen Verspätung bei einer Sitzung die Startnummer verwehrte und ihn nicht starten ließ (Accola kam nie wieder zu spät, Anm.), aber nicht mit eiserner Hand, sondern meist mit viel Einfühlungsvermögen: "Du musst Athleten zuhören, sie reden lassen können. Aber du brauchst eine Idee, wie man das Ziel erreicht, und du musst diesen Weg bestimmen." Schon als Kind habe er daheim Rennen für die Nachbarn organisiert, erzählt er, schon damals erkannt, welche Stärken in welchem Charakter steckten. Und es auch verstanden, diese zu nützen und weiter zu verbessern. Mit einem Wort: Frehsner machte seine Athleten besser. Nicht nur im Skisport.

Die Zeit in der Formel 1

Auch in der Formel 1 war er über Jahre gefragt, im Sauber-Team als Betreuer des Deutschen Heinz-Harald Frentzen. Diesen überzeugte er etwa nach dem tödlichen Unfall Roland Ratzenbergers ("Der war lange sein Zimmerkollege") davon, wieder ins Auto zu steigen. Und ebenso erklärte er ihm, warum er nach dem Unfall von Teamkollege Karl Wendlinger nicht fahren dürfe. "Man bot mir sogar den Posten des Teamchefs an", erzählt Frehsner, "aber da habe ich gesagt: Das ist nichts für mich. Ich habe mich nie hinreißen lassen, Sachen zu machen, die ich nicht im Griff habe."

Mit ein Grund, warum Frehsner Erfolgsmensch blieb – und heute noch frisch und voll im Geschäft ist. Nach wie vor tüftelt er für den Schweizer Verband an den Rennanzügen, ist Berater für so manchen Athleten. "Ich habe immer alles machen können, was meine Illusionen waren, bei bester Gesundheit. Und ich habe mein Leben lang alle zwei Jahre eine neue Generation neben mir gehabt, alles Leute, die viel jünger waren als ich."

Das hält offenbar jung, auch wenn Frehsner nie jugendlich aussah, er blieb es in seiner Art immer. Eisern, das war er oft nur zu sich selbst. Die Erfolge geben ihm recht.