Unverhofft kommt oft – das dachte sich wohl auch der 18-jährige Oliver Bearman. Der Brite reiste an diesem Wochenende nach Jeddah, um in der Formel 2 wichtige Punkte einzufahren und sitzt nun plötzlich neben Charles Leclerc in einem Ferrari. Aufgrund einer Blinddarmentzündung von Carlos Sainz, der sich einer Operation unterziehen muss, feiert der Nachwuchspilot an diesem Wochenende seine Premiere in einem Rennen der Motorsport-Königsklasse.

Bisher blieb ihm diese Ehre verwehrt, hat Bearman im Vorjahr nur einige Trainingssessions in der Formel 1 absolviert. Sein Talent ist unbestritten, das Debüt kommt aber doch überraschend. Seit 2021 gehört der junge Mann aus Chelmsford dem Nachwuchsprogramm der Scuderia an, bewies in Trainings- und Testfahrten immer wieder sein Können. In seiner zweiten Formel-2-Saison zählt er zu den Favoriten, raste davor durch diverse Nachwuchsserien. Mit acht Jahren in den Kartsport eingestiegen, gewann er 2021 die deutsche und italienische Formel 4, wurde in seiner Premierensaison in der Formel 3 auf Anhieb Dritter in der Gesamtwertung.

In Jeddah, auf einer der schwierigsten Strecken im Rennkalender, kann er sich nun für höhere Aufgaben beweisen. Der Neuling kann dabei aber ohnehin nur gewinnen, sind die Erwartungen durch die spontane „Beförderung“ nicht allzu hoch, auch aufgrund seines Alters. Zum Vergleich: Als Fernando Alonso im September 2005 seinen ersten WM-Titel in der Königsklasse feierte, war Bearman, der bei Ferrari mit der Nummer 38 fährt, gerade einmal vier Monate alt. Am Samstag kämpfen beide im Rennen gegeneinander. Schon zuvor im Training präsentierte sich der Brite stark, sammelte so viele Runden wie möglich. Der Sprung von der Formel 2 in die Königsklasse bringt viele Herausforderungen mit sich, Bremspunkte und Co müssen völlig neu adaptiert werden und das innerhalb kürzester Zeit.