„Papa war schuld“, grinst Fußballer Tarik Muharemović angesprochen auf seine ersten Fußballversuche und spielt seinem Vater Rasim Muharemović, quasi eine Kärntner Legende, den Ball zu. „Ich war fünf, als ich bei Austria Kärnten angefangen und dort einige Jahre gespielt habe, bis ich in die WAC-U16-Akademie gewechselt bin. Und dann ging es in die U18, zu den Amateuren bis in die Kampfmannschaft.“
Mit 18 Jahren feierte der Innenverteidiger schließlich im Lavanttal sein Bundesligadebüt gegen Red Bull Salzburg. „Von da weg hat sich mein Leben schlagartig verändert. Es ist mir bewusst geworden, dass Fußball mein Job wird.“ Es folgte die Einberufung ins bosnische U19-Nationalteam, denn das Talent und die Qualitäten von Muharemović wurden von diversen Seiten mit Argusaugen beobachtet – zum damaligen Zeitpunkt hatte ihn bereits Juventus Turin gescoutet.
Der Youngster war plötzlich in aller Munde. Top-Vereine aus der Türkei, Portugal, Spanien und Italien bekundeten ihr Interesse. Doch ein Anruf von „Juve“ während eines Nationalteamaufenthaltes sorgte dafür, dass Muharemović sofort wusste, wo die Reise für ihn hingeht. „Auf die Sekunde war mir klar, ich will zu Juventus. Ich habe alle anderen Vereine direkt vergessen“, verriet der Abwehrakteur, der in der „Next Gen“ sein großes Potenzial aufblitzen ließ und künftig auf den Spuren von Emir Spahic wandeln will.
Challenge schnell angenommen
Die drei Jahre bei der „Alten Dame“ bezeichnet er als „äußerst prägend. Es ist nie leicht von Zuhause wegzugehen, jeder Anfang stellt einen vor Herausforderungen, wenn du allein wohin gehst, wo alles neu ist. Italienisch hatte ich mehrere Jahre in der Schule, das ging ganz gut. Ich habe diese Challenge aber schnell angenommen, da Fußball mein Leben ist.“
Und wie war das jetzt eigentlich mit Portugals Superstar? „Ich kam zu Juve und Cristiano Ronaldo ging drei Tage später. Er war wohl etwas verängstigt“, sagt Muharemović mit einem Augenzwinkern. Timing verfehlt, wobei dafür trainierte er mit Stars wie Paul Pogba, Paulo Dybala oder Angel di Maria sowie unter Coach Massimiliano Allegri.
Fußballerisch erzählt der 22-Jährige, mit einem derzeitigen Marktwert von sieben Millionen Euro, „dass in Italien enorm viel Wert auf Taktik gelegt wird. Da hatte ich zu Beginn etwas Schwierigkeiten, da ich es aus Österreich nicht in dieser Form gewohnt war, aber auch das hast du schnell herinnen.“ Aktuell steht Muharemović bei US Sassuolo, mit denen er letzte Saison den Aufstieg in die Serie geschafft hat, unter Vertrag bis 2029. Auch wenn der Klassenerhalt als Ziel tituliert wurde, „schaut man als Spieler schon weiter rauf.“ Seit einem Monat läuft für den bosnischen Teamspieler (sie führen in der WM-Quali 2026 in der Gruppe H nach drei Spielen, drei Siegen und treffen am 9. September auf Österreich) die Vorbereitung auf die kommende Saison. Nächste Woche wartet der Cup, gefolgt von der Liga eine Woche später gegen Neapel.
„Ich bin ein Teamplayer, ein Kämpfer“
Auf die Frage wie er so tickt, gesteht der passionierte Golf- und Padeltennisspieler: „Ich bin ein schlechter Verlierer. Ich hasse es zu verlieren. Da kontrolliere ich mich teilweise noch schlecht, weil ich es mir selbst beweisen will. Ich bin ein Teamplayer, ein Kämpfer, extrem ehrgeizig und habe eine gewisse Siegermentalität in mir. Abseits des Rasens bin ich ein gechillter, lustiger Junge, der gern mal scherzt“, erzählt der slowenisch-bosnische Staatsbürger, der aber klarstellt:
Muharemović, dessen drei Jahre jüngerer Bruder Kenan bei den Rapid Amateuren kickt, macht kein Geheimnis daraus, dass sein Papa der größte Kritiker ist. „Er ist im Fußball die Person, der ich am meisten zuhöre. Sogar im Spiel schaue ich auf die Tribüne. Ich kann nur dankbar sein, so einen Papa zu haben.“