Im ersten Moment wusste Nadine Fest nach ihrem ÖSV-Kader-Aus zwar nicht, ob überhaupt oder wie es weitergeht, viele offene Fragen mussten zuvor beantwortet werden. Und auch wenn es ihr sehr viel Mut abverlangt hat und es ein radikaler Schritt gewesen sei, war die Kärntnerin bereit für einen Neuanfang. Vergangenes Wochenende feierte die 26-Jährige in St. Anton ihre Rückkehr in den Weltcup. Es sei ein wichtiger Schritt gewesen, „nur bin ich oben leider voll eingeparkt. Ich dachte mir nur, was tust du in deiner Angst?“ Die Arriacherin schnappte sich ein paar Weltcuppunkte, doch der Anspruch ist ein anderer. „Es braucht noch etwas Geduld und Zeit, aber ich kann sagen, dass ich mich irrsinnig wohlfühle.“
Es liege zweifelsfrei an der zweifachen Junioren-Weltmeisterin selbst, „starke Resultate einzufahren. Wenn ich performe, bleibt den anderen nichts anderes übrig, als mich starten zu lassen.“ Ihr sei aber völlig bewusst, sich rein durch Leistung empfehlen zu können. „Ich glaube, dass noch vieles auf mich zukommen wird, aktuell bin ich ziemlich gelassen. Und vielleicht sollte ich einfach mal ein bisschen weniger nachdenken.“
Zurück im Europacup stand Fest am Mittwoch in der Abfahrt von Zauchensee wieder ganz oben am Podest – es war ihr zweiter EC-Saisonerfolg. „Wenn du in den Trainings vorne bist, hast du die Erwartung, auch im Rennen zu liefern.“ Demnach sei die Nervosität eher eine Art Anspannung gewesen. „Das Selbstvertrauen, das ich mir hier hole, gibt mir am meisten Kraft. Die Zeichen, für das, was ich mache, stehen ganz gut.“ Ihre Herangehensweise inklusive eines komplett neuen Umfeldes ist in der heurigen Saison eine komplett andere. „Ich habe mich zuletzt in diversen Bereichen sukzessive weiterentwickelt, was mich sehr positiv stimmt.“
„Er strahlt so eine Ruhe aus“
Eine ganz bestimmte Person sei für die Speedspezialistin eine „absolute Bereicherung“. Die Rede ist von Dreifach-Olympiasieger Matthias Mayer, der in Zauchensee als Vorläufer seine Spuren in den Schnee zog. „Ich kenne ihn ja schon seit einigen Jahren. Er strahlt so eine Ruhe aus, was es so angenehm macht. Er hat mit uns den Kurs besichtigt und da kann man so viel herausfiltern. Er fährt so smooth und er ist so eine Bereicherung“, streut Fest dem 34-Jährigen Rosen.
Um nur neun Hundertstel von Fest geschlagen, raste Carmen Spielberger auf Rang zwei. Die 22-Jährige spricht von einer bisher „geilen Saison, mit der ich nie gerechnet habe. Voriges Jahr hat es mich schon aus allen Wolken gehauen, als ich Top-Ten gewesen bin. Was derzeit abgeht, ist gewaltig“, erzählt Spielberger, die mit einem EC-Sieg sowie zwei zweiten Plätzen ihr großes Potenzial aufblitzen lässt. Der Weltcup spiele in ihrem Kopf „noch gar keine Rolle. Ich will mich jetzt im Europacup etablieren“, spielt der jungen Athletin aus Guttaring ihr Perfektionismus vereinzelt einen Streich. „So etwas kann einem teilweise beim Skifahren hindern, deswegen, ist meine Devise, dranzubleiben.“