Wenige Blicke genügen, um zu realisieren, dass die Freestyle-Szene eine spezielle ist. Und zwar eine, die ansteckt. Von Anspannung, Abkapselung oder gar Versteiftheit ist hier keine Rede. Matthias Schenk, sportlicher Leiter von Österreichs Freestyle-Assen, gewährt Einblicke, weshalb von einer anderen Welt die Rede ist. „Wie der Sport jetzt dasteht, ist er im Profisport angekommen. Die Athleten stecken viel Arbeit, Herzblut und Power rein, um überhaupt solche Sprünge in einem sicheren Ambiente demonstrieren zu können.“ Die Szene lebe von Kreativität und jenem „Vibe“, der einer Party gleicht sowie dem jubelnden Publikum. Wer nicht locker ist, hat im Prinzip schon verloren.
Der Südtiroler, einst selbst Ski-Freestyler, spricht davon, dass sich der Freestyle-Zirkus auf der ganzen Welt im internationalen Business bewegt. „Wir sind wie eine Familie. Jeder kennt sich und jeder gönnt dem anderen alles. Das hat man sonst nicht und ist etwas ganz Besonderes. Dieser Konkurrenzgedanke ist bei uns ziemlich gering. Je besser das Team harmoniert, desto besser sind die einzelnen Leistungen. Und genau auf das haben wir alle richtig Bock“, konkretisiert der 33-Jährige, macht aber kein Geheimnis daraus, „dass es manchmal schwierig ist, unseren Sport dem breiten Publikum näherzubringen.“
Der Freestylesport wird nicht von unzähligen Reglementierungen überhäuft – „das mache den Charakter aus“ – sondern, es gibt grobe Kriterien, wie die Sprünge bewertet werden – und das sind teils subjektive Parameter, die durch Diskussionen und Austausch zwischen Athleten, Kampfrichtern, FIS-Verantwortlichen, Teamkapitänen- und Coaches entstehen. „Daraus wächst der Sport und entwickelt sich somit sukzessive weiter.“ Der mentale Faktor bleibt demnach nicht aus. Trotz der ständigen Nebengeräusche sind die Athleten am Punkt da. „Vor allem am Start ist einiges los, doch genau da entsteht eine fast unrealistische Ruhe für einen selbst“, erklärt Schenk, ein Ziviltechniker, der das Architekturstudium abgeschlossen hat.
„Es ist für sie eine Perspektive“
In den vergangenen Jahren schossen die Asiaten regelrecht „aus dem Boden“. Allein das Qualiresultat bei den Snowboard-Damen beweist, wen es zu schlagen gilt. Mit Kokomo Murase, Mari Fukada und Reira Iwabuchi lagen drei Japanerinnen auf den Plätzen eins bis drei. „Sie haben natürlich eine höhere Bevölkerungsdichte, verfügen über technische Möglichkeiten und können Dinge, unter Laborbedingungen, produzieren, wie beispielsweise Halfpipes. Dazu gesellen sich erfahrene Trainer und eine gute Gehaltsstruktur. Und ein wesentlicher Aspekt ist die lange Historie des Turnsports.“ Zudem werden Athleten in jungen Jahren Drucksituationen ausgesetzt, die in Österreich nicht vorstellbar wären. „Es ist für sie eine Perspektive in die Welt rauszukommen. Sie treiben es bis an die Spitze, sind aber extrem dankbar für Chancen, respektvoll und nehmen nichts für selbstverständlich.“