Der Ball rollt nicht - zumindest in den Fußball-Meisterschaften im "Unterhaus" im ganzen Land. Aber das hindert einige Vereine nicht daran, aktiv zu sein, abseits des Rasens natürlich. Viele kreative Ansätze und Ideen gab es, unterschiedlichste Beiträge verbreiten positive Stimmung.

Der USV Gnas begeistert derzeit mit der eigenen Serie "Der USV Gnas ganz privat". Wie der Titel der Serie schon vermuten lässt, präsentieren sich in dieser Facebook-Videoreihe die Gnaser Kicker von ihrer privaten Seite und senden Bewegtbildaufnahmen aus ihrem Homeoffice. "Die Idee dazu ist spontan entstanden. Unser Trainer Marko Kovacevic hat gemeint, wir sollten eine Challenge machen", sagt Initiator und Gnas-Stürmer Stefan Strohmaier. "Marko, unser sportlicher Leiter Andreas Zach und ich haben uns dann zusammengeredet und die Idee zur Serie geboren."

Klar war dem Trio von Anfang an, dass der Verein nicht Teil der viralen "Klopapierchallenge" werden sollte. "Weil das eh schon jeder macht", begründet Strohmaier. Ziel der Videoserie ist, dass "die Fans des USV Gnas ihre Spieler näher kennenlernen". Das Interesse an den Videos ist in der Region sehr groß, die einzelnen Beiträge erreichen oft mehr als 6000 Personen. Alleine das Video von und mit Trainer Kovacevic wurde bisher knapp 5000 Mal geklickt. Beachtlich für die 6000-Einwohner-Gemeinde Gnas.

Zudem versuchen die Gnaser mit dieser Serie die Zuschauer auf andere Gedanken zu bringen. "Wir haben explizit gesagt, dass das Coronavirus in den Videos nicht vorkommen soll", so Strohmaier. Begonnen hat Strohmaier mit einem Arbeitsauftrag an alle Mannschaftskollegen - einen Steckbrief, der als inhaltlicher Leitfaden für die Videos dient, zu senden. "Wer weiß schon, was Alexander Roth beruflich macht? Am Platz kennt ihn jeder, aber das sind Fragen, die man als Gnas-Fan normal nicht beantwortet bekommt", sagt Strohmaier. Er bekommt die Videos aller Akteure und kümmert sich um Schnitt, Text-Inserts, Facebook-Teaser und Hochladen des Videos. "Das sind nicht wenig Arbeiten, ich denke, pro Tag investiere ich rund eineinhalb Stunden in das Projekt."

Rund eine Woche nach dem Start der Serie gibt es bereits 15 Videos, der Zulauf ist groß, Erweiterungen geplant. "Täglich trudeln neue Videos bei mir ein. Wir wollen Trainer, Funktionäre, Jugendmannschaften und die Spieler der beiden Kampfmannschaften zeigen." Für die Jugend gibt es schon einen konkreten Plan: "Die Jugendtrainer sollen ein Sammelvideo ihrer Teams schicken." Ein besonderes Anliegen ist dem 24-Jährigen die Einbindung der Funktionäre: "Wir wollen auch den Leuten eine Bühne geben, die sonst oft im Hintergrund stehen, aber ohne die alles nicht möglich wäre."

Neben einer guten Präsenz für den Verein in den sozialen Netzwerken ist auch der soziale Aspekt innerhalb der Mannschaft nicht zu vernachlässigen. "Die Videos heben definitiv die Stimmung im Mannschaftschat. Keiner kennt das Video des anderen vorher. Zum Schluss des Videos kommen ja oft noch Hoppalas oder Übungen zum Nachmachen, speziell für die Jugend."

Heimspiele des SV Gnas werden meist von 300 bis 600 Zuschauern besucht. Im Internet sehen weit mehr als 1000 Leute jedes Video, meist sogar mehr. Ziel ist es, zumindest einige der Interessierten nach der Pause auch ins Stadion zu locken. "Jetzt wissen sie, was für klasse Burschen wir privat sind, wie fesch wir sind und was wir wirklich drauf haben, auch abseits des Platzes. Jetzt sollen sie auch ins Stadion kommen und schauen, was wir am Platz draufhaben", sagt Strohmaier mit Zwinkern.

Videos statt "Interview-Schulung"

Das Reden vor einer Kamera ist für einen Landesliga-Spieler natürlich nicht alltäglich - und offenbart ganz neue Seiten bei den Akteuren: "Man sieht, wie die Spieler am Feld sind. Vor der Kamera zu sprechen, stellt sie vor eine ganz neue Herausforderung, das Verhalten ist vielleicht ganz anders als das am Platz. Das macht die Serie lebendig", sagt Strohmaier und ergänzt: "Wir sparen uns jetzt sicher eine Schulung für Interviews."

Um nicht nur medientechnisch, sondern auch sportlich nach der Pause fit zu sein, wurde das Wintertrainingsprogramm für daheim verlängert. Dieses beinhaltet Läufe, Mobilisations- und Stabilisationsübungen. Die Spieler sind allesamt mit Pulsuhren ausgestattet, die Daten der Trainings werden aufgezeichnet und anschließend auf ein Portal hochgeladen.

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