Der Lauf der Dinge, er war nicht aufzuhalten, und letztlich war diese Erkenntnis auch für Franco Foda eine unüberwindbare Hürde. Der 55-jährige "Deutsch-Österreicher" (Selbstdefinition) nahm das Gesetz des Handelns in die eigene Hand und erklärte, nach dem Länderspiel am Dienstag gegen Schottlandals Teamchef abzutreten. Foda traf nach eigenen Angaben diese Entscheidung für sich am späten Sonntagabend.

Nach viereinhalb Jahren tritt das Nationalteam also definitiv in eine neue Ära ein. Foda meinte, es habe zwar auch noch die Möglichkeit bestanden, dass sein Vertrag verlängert werde, aber "es ist von großer Bedeutung, dass jetzt Ruhe einkehrt", meinte der Noch-Nationaltrainer. Er wusste, dass diese Variante nur sehr theoretischer Natur war.

Keine Angst vor Unruhe

Vor weiterer Unruhe indes habe er, so Foda weiter, "keine Angst" gehabt. "Man entwickelt so ein Gefühl. Ich bin immer schon einer gewesen, der Verantwortung übernimmt und stehe in der ersten Reihe, also habe ich mich entschieden, Schluss zu machen." Er habe sich in den Tagen seit dem Aus in der WM-Qualifikation durch die Niederlage gegen Wales "sehr viele Gedanken" gemacht. "Wir haben uns nicht qualifiziert, daher beende ich meine Tätigkeit mit dem Spiel gegen Schottland."

Es werden dann 48 Länderspiele gewesen sein, auf die Foda insgesamt mit positiven Erinnerungen zurückblickt. "Es waren viereinhalb schöne Jahre, es war für mich eine Ehre, mit dem Team zu arbeiten. Mein Nachfolger darf sich auf eine charakterstarke Mannschaft freuen."

Der Teamchef erinnerte auch an den Wechsel im Herbst 2017, nachdem Marcel Koller gehen hatte müssen. "Ich mache jetzt das Gleiche mit, was ich damals aus anderer Sicht erlebt habe. Es sind die gleichen Mechanismen." Es sei ja keineswegs alles schlecht gewesen. Foda verwies auf die erfolgreiche Qualifikation für die Europameisterschaft und den Aufstieg in der Nations League. "In der WM-Qualifikation hat es nicht geklappt, und wenn du dich nicht für ein großes Ereignis qualifizierst, greifen die Mechanismen." Er wünschte seinem Nachfolger alles Gute.

Ein Appell von Marko Arnautovic

Neben Foda saß Montagmittag Marko Arnautovic, der sich "geschockt" zeigte vom bevorstehenden Abgang des Teamchefs. "Die Zeit mit Foda war für mich persönlich überragend, ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu ihm, wir haben nicht immer nur über Fußball, sondern auch über Privates gesprochen." Seine Beziehung zur gesamten Mannschaft sei immer "sehr gut" gewesen. "Es zeichnet ihn aus, dass er immer Charakter gezeigt hat. Er war uns gegenüber ein Supertyp."

Seine eigene Zukunft ließ der 32-Jährige weiterhin offen. Am Dienstag dürfte der österreichische Topstar die Mannschaft wohl als Kapitän aufs Feld führen. "Ich habe bei der Zukunft des Nationalteams überhaupt keine Bedenken, ob mit mir oder ohne mich", sagte Arnautovic, der angesichts der zu erwartenden müden Kulisse im Happel-Stadion einen Appell an die Fußballfans richtete. "Ich würde mir mehr Zuschauer wünschen, dass sie sich auch an der Ukraine-Hilfe beteiligen und mitspenden." Die Hälfte des Erlöses geht an die Kriegsopfer. Das Team steuert zusätzlich 125.000 Euro bei.