Titelhamster – so darf David Alaba mit Recht bezeichnet werden. 26 Trophäen hat der Wiener in seiner Profilaufbahn mit dem FC Bayern gewonnen. Auf Klubebene gibt es mit Ausnahme der Europa League keinen Pokal und auch keine Schale, die der 28-Jährige nicht in die Höhe stemmen durfte. „Der Hunger und die Gier sind aber noch immer da“, sagt Alaba und hat im Zuge dieser Worte gefühlt die Zeremonien voller Konfettiregen vor Augen. „Es macht sehr viel Spaß, ins Training zu gehen und sich Ziele zu setzen. Die sind beim FC Bayern sehr hoch. Aber wir spielen Fußball, um am Ende ganz oben zu stehen.“

Die Strapazen der vergangenen Wochen und Monate sind nicht spurlos am Linksfuß vorübergegangen. Ein negativer Nebeneffekt, den die fünf Titel (Meisterschaft, Cup, Champions League, nationaler Supercup, europäischer Supercup) mit sich bringen. „Uns war bewusst, dass wir eine lange Saison spielen werden und nur kurzen Urlaub haben. Deshalb war auch die Vorbereitung eine ganz andere. Das merkt man körperlich. Aber auch mental muss man auf der Höhe sein“, sagt Alaba, der im Test gegen Griechenland auf der Tribüne Platz nahm, um etwas durchschnaufen zu können. „Aber zuzuschauen macht nie Spaß.“

Spaß vermittelt der Familienvater im Teamcamp beim Training und auch abseits davon. Gut gelaunt und lächelnd sorgt der 72-fache ÖFB-Teamspieler für positive Stimmung. Am Sonntag kommt es nach 330 Tagen Pause zum Comeback der Rückennummer 8. Seit dem 2:1-Heimsieg gegen Nordmazedonien am 16. November 2019 hat Alaba kein Länderspiel mehr bestritten. Die Position scheint noch offen. Es ist aber davon auszugehen, dass Alaba auf der linken Seite zum Zug kommt – defensiv oder offensiv. „Ich bin jetzt schon einige Zeit in der Innenverteidigung aktiv. Aber in meinen Profijahren bei den Bayern habe ich lange genug links verteidigt. Ich bin flexibel und kann mehrere Positionen spielen“, sagt Alaba. „Mir macht es nichts aus, die Position zu wechseln. Ich versuche, es überall so umzusetzen, dass ich den Ansprüchen an mich selbst und denen des Trainers gerecht werde.“ Zu seiner Vertragssituation sagte Alaba kurz und knapp: „Ich habe noch Vertrag bis 2021.“

Der Grund, warum der 14-fache ÖFB-Torschütze auf der linken Seite gefragt sein dürfte, ist der Mangel an Alternativen. Marco Friedl reiste aufgrund von Corona-Bestimmungen planmäßig zu seinem Klub Werder Bremen zurück. Über das Debüt des Tirolers im A-Team zeigt sich Alaba „stolz. Ich kenne ihn, seit er zwölf Jahre alt ist. Damals haben wir uns das erste Mal an der Säbener Straße getroffen. Ich bin als sein großer Bruder den Weg mitgegangen. Wir haben eine unglaubliche Zeit miteinander verbracht“, sagt Alaba, der auch viele Duelle mit dem 22-Jährigen auf der Playstation bestritt und schmunzelnd anerkennt: „In FIFA hat Marco leider die Nase vorne.“

Die Rückkehr Alabas ins rot-weiß-rote Trikot stößt auch intern auf viel Freude. „David ist der beste Spieler von uns. Egal, wo er spielt, er hilft uns weiter“, meint etwa Martin Hinteregger. Shootingstar Christoph Baumgartner gerät noch mehr ins Schwärmen: „Schon in meiner Zeit in der Akademie war David immer ein kleines Vorbild. Für alle österreichischen Jugendspieler ist er ein Role Model. Er lebt mit seinen vielen Titeln vor, was möglich ist – auch als Österreicher.“

Heute um 11 Uhr fliegt der ÖFB-Tross von Klagenfurt nach Belfast, wo am Sonntag (20.45 Uhr) Nordirland am dritten Spieltag der Nations League wartet. Mit an Bord ist neben Alaba auch Xaver Schlager, der ebenso am Donnerstag ins Mannschaftstraining eingestiegen ist. Der Wolfsburg-Legionär dürfte in Nordirland ziemlich sicher in der Startelf stehen.