Willkommen zurück in Österreich – in Ihrer zweiten Heimat, oder?

MATJAZ KEK: Danke. Ich spielte ja elf Jahre in Spittal und beim GAK, denke gerne an diese Zeit zurück. Mein Leben spielt sich zwischen Maribor, Kroatien und Österreich ab. Mir sind Grenzen nicht wichtig. Wichtig sind die Menschen.

Die sich heute noch gerne an Matjaz Kek, den einzig wahren Libero, erinnern?

Ich war wahrscheinlich einer der Letzten auf dieser Position. Das war noch die alte Schule. Kurz danach begannen die Trainer, mit Viererkette zu spielen. Der Fußball hat sich verändert.

Hätte der Spieler Matjaz Kek unter dem Trainer Matjaz Kek eine Chance?

Nein. Nie. Zu langsam, zu schwierig. Vielleicht hätte ihm das gute Stellungsspiel, das gute Auge geholfen. Damals. Heute nicht mehr. Heute brauche ich schon zwei Brillen (lacht).

Helfen diese in der heutigen, schnelllebigen Trainerzeit?

Im Fußball ist es leider so. Verlierst du zwei, drei Mal, dann hat immer der Trainer Schuld. Meine Philosophie ist eine andere. Die hat nicht viel mit dem Trainer zu tun. Vielmehr mit dem Vorstand, dem Präsidenten, der Klubführung. Du brauchst Zeit, um etwas zu entwickeln.

Das haben sie auf ihren Stationen geschafft. Sie sind seit knapp 20 Jahren Trainer, hatten dabei nur drei bzw. vier Stationen: Maribor, Rijeka, Slowenien und ein Kurzgastspiel in Ittihad?

Stimmt. Die Zeit in Saudi Arabien war sehr lehrreich. Andere Kultur, andere Charaktere. Ich war darauf überhaupt nicht vorbereitet. Du musst aber auch solch eine Zeit erleben. Dann denkst du über unser Leben hier ganz anders.

Wie groß ist die Erwartungshaltung in Slowenien?

Vor zehn Jahren, als ich bereits ein Mal als Teamchef arbeitete, bauten wir eine Mannschaft auf, spielten als Höhepunkt bei der WM 2010 in Südafrika, waren auf Platz 16 oder 17 der Weltrangliste. Nun glauben viele: "Der Kek ist da und alles läuft von alleine." So ist es aber nicht. Es ist nicht möglich, sich regelmäßig für eine WM oder EM zu qualifizieren.

Worin liegen die Gründe?

Ich glaube, viele slowenische Talente wechseln zu früh ins Ausland. Manche schaffen den Durchbruch, viele kehren aber frustriert zurück.

Ihr Vergleich mit Österreich?

Ihr macht in der Organisation einen super Job. Slowenien und auch Kroatien schauen bei Euch ab. Dass so viele Österreicher in den höchsten europäischen Ligen spielen, ist kein Zufall.

Stichwort Kroatien. Sie waren auch Trainer in Rijeka. Erfolgreich, wie Salzburg feststellen musste?

2017/18 haben wir Salzburg in der Champions-League-Qualifikation hinausgeworfen – 1:1 auswärts, 0:0 zu Hause. Duelle mit meinen Mannschaften gegen Österreich sind für mich immer sehr interessant.

Nach Rijeka wollten sie eigentlich eine Pause einlegen?

Ja. Das habe ich so gedacht. Dann dauerte es nicht lange, bis das Telefon geklingelt hat. Der slowenische Fußballverband wollte mich wieder als Trainer haben. Die Nationalmannschaft hat mir so viel gegeben. Ich bin es meinem Land und der Mannschaft schuldig, etwas zurückzugeben. Ok, dachte ich mir, mache ich es eben.

Ist Österreich heute gegen Slowenien Favorit?

Nächste Frage.

Werden wir den Trainer Matjaz Kek irgendwann einmal auch in Österreich erleben?

Natürlich gibt es immer wieder Gerüchte von Medien und Managern. Ich hatte aber nie eine wirkliche Anfrage. Ich denke von Tag zu Tag. Jetzt bin ich Trainer der slowenischen Nationalmannschaft.