Am 23. November 2014 schien für Andreas Schicker die Karriere im Profi-Fußball beendet. Beim unsachgemäßen Hantieren mit einem Feuerwerkskörper verletzte sich der damals 28-Jährige schwer. Sein linker Unterarm musste amputiert werden, auch die rechte Hand blieb nicht unversehrt. 15 Monate nach seinem "Blödsinn" kehrte Schicker in der zweithöchsten Spielklasse in den Profi-Fußball zurück, er wurde nach der Pause im Spiel zwischen dem SC Wiener Neustadt und der Austria Salzburg eingewechselt. Es ist eine Weltpremiere im Fußball.

Den Überraschungssieg der ersten Frühjahresrunde gegen den LASK hatte Schicker noch von der Bank aus gesehen, gegen den Fixabsteiger bekam er seine Chance.

Der Kampf um die Spielberechtigung

"Ich bin froh, wenn ich der Mannschaft helfen kann", sagte der Steirer vor diesem Spiel. Die Möglichkeit, im Profi-Geschäft überhaupt noch einen Stellenwert spielen zu können, sei "ein Geschenk, das ich mir mit harter Arbeit erarbeitet habe. Es war lange ein Fragezeichen, ob es überhaupt möglich ist."

Die Geschichte von Schicker sorgt auch international für Aufsehen. Das deutsche Fachmagazin kicker berichtete auf einer Doppelseite über seine Story, auch aus Italien fanden sich Journalisten in Wiener Neustadt ein. Bei einem Comeback wäre Schicker der erste Profi weltweit, der mit einer Prothese spielt. Diesen Bescheid habe er von der FIFA ausgestellt bekommen. Beim Weltfußballverband musste Schicker erst eine Spielgenehmigung einholen.

Dies gestaltete sich zu Beginn nicht ganz einfach. "Es war relativ schwer, in so einem Fall einen Ansprechpartner zu finden", berichtete der ehemalige Nachwuchs-Teamkicker. Einen Monat habe es gedauert, bis sich eine FIFA-Mitarbeiterin gefunden hatte. Dann ging es aber umso schneller. Nachdem ausgeräumt war, dass die ein Kilo schwere Sport-Prothese Gegenspieler verletzen könne, flatterte die Spielgenehmigung ins Haus. Dass er mit dem Armersatz spielen will, war für Schicker klar. Neben dem benötigten Schwung bei Luftduellen muss der gelernte Linksverteidiger immerhin auch Einwerfen können.

Keine Angst vor Zweikämpfen

Schicker arbeitete emsiger am Comeback. Der wichtigste Schritt dabei war die Rückkehr aufs Spielfeld in den Kampf Mann gegen Mann. "Der springende Punkt war: Wie schaut es im Zweikampf aus", meinte Schicker. Die Angst, bei einer Aktion unglücklich auf den Arm zu fallen, begleitete ihn. Er machte auch Sturztraining, heute hat er keine Angst mehr. "Ich denke überhaupt nicht mehr an die Prothese. Das ist nun einfach meine neue Hand." Die auch schon einmal mit Tattoo verziert ist. "Bestellt von Amazon. Die kann man auch wechseln, ein Vorteil."

Am 30. Oktober des Vorjahres stand Schicker wieder bewerbsmäßig auf dem Rasen. Jener Mann, der für die Austria in der Champions-League-Qualifikation einst vor 60.000 Zuschauern in Lissabons Estadio da Luz verteidigte, lief für Wiener Neustadts Amateure in der 2. Landesliga im beschaulichen Mistelbach ein. Sein Gegenspieler war ein Legionär, er merkte auch dank langen Ärmeln und Handschuhen nichts von der Prothese.

Schicker: Zukunft liegt im Trainergeschäft

Für den in mehr als 160 Bundesliga-Spielen (Austria, Wr. Neustadt, Ried) erprobten Steirer war damit der erste Schritt getan. In der Vorbereitung legte Schicker zu. Aus dem Co-Trainer - das Amt hat er seit Sommer inne - wurde ein laut Kreissl "spielender Co-Trainer". Schicker selbst meint dazu: "Bis vor drei Wochen habe ich mich mehr als Trainer gesehen, jetzt mehr als Spieler."

Teil des Betreuerstabs ist Schicker weiterhin. Er absolvierte erst am Donnerstag eine Prüfung für die Trainer-B-Lizenz. Als Coach sieht er sich auch in Zukunft einmal. Die Gegenwart gehört freilich dem Geschehen auf dem Spielfeld. "Fußball für mich noch nicht abgeschlossen als Spieler", betont Schicker. Nun gelte es aber einmal, das Frühjahr abzuwarten. "Danach wird man weitersehen."

LASK-Fans sorgen für Unterbrechung

Für den negativen Höhepunkt dieser Erste-Liga-Runde sorgten die Fans des LASK. Beim Auswärtsspiel in Innsbruck hatten diese nämlich Feuerwerkskörper auf das Spielfeld geworfen, weshalb Schiedsrichter Alexander Harkam die Partie für 13 Minuten unterbrach. Die Partie endete übrigens durch Treffer von Pichlmann (38.) bzw. Fabiano (91.) 1:1.