Für die Trainer der österreichischen Fußball-Bundesligisten bestehen wenig bis keine Zweifel, wer die am Freitag beginnende Saison als Meister abschließen wird. Titelverteidiger Red Bull Salzburg wurde in der APA-Umfrage von den Betreuern wieder einmal als haushoher Favorit genannt, als größter Herausforderer gilt Vize-Champion Sturm Graz. Einen heißen Tipp, wer diesmal in die Rolle des Überraschungsteams schlüpfen könnte, haben die Coaches nicht.

Dafür besteht in der Meisterfrage Einigkeit. "Dass Salzburg sich nur selbst schlagen kann, liegt auf der Hand. Sie sind ein Krösus in Österreich, der kaum erreichbar ist", meinte Sturm-Betreuer Christian Ilzer. WAC-Coach Robin Dutt sieht die Möglichkeit eines Salzburger Scheiterns in der Liga bei null Prozent. Austria Klagenfurts Peter Pacult geht so wie Dietmar Kühbauer (LASK), Miroslav Klose (Altach), Christian Heinle (Ried), Klaus Schmidt (Hartberg) und Markus Mader (Austria Lustenau) ebenfalls von einer erfolgreichen Titelverteidigung von Andreas Ulmer und Co. aus.

Salzburg-Coach Matthias Jaissle meinte, man wolle wieder über das komplette Jahr performen. Als schärfste Widersacher erwartet der Deutsche Sturm, Rapid, die Austria und eventuell den WAC. Ein mögliches Überraschungsteam hat Jaissle noch nicht ausmachen können. "Ich bin gespannt, wer es dieses Jahr wird."

Skepsis gegenüber Punkteteilung

Einige österreichische Fußball-Bundesliga-Trainer sehen die Punkteteilung nach dem Ende des Grunddurchgangs kritisch. Die Halbierung nach 22 Runden und vor dem Start der Meister- und Qualifikationsgruppe hatte in der Vorsaison zur Folge, dass die Admira absteigen musste, obwohl sie über die gesamte Spielzeit gesehen mehr Punkte als Altach gesammelt hatte.

Nicht nur aufgrund dieses Beispiels würde so mancher Coach eine Rücknahme der Punktereduktion begrüßen - wohlwissend, dass dieser Wunsch zumindest vorerst nicht in Erfüllung gehen wird. Austria Klagenfurts Pacult erklärte: "Man sieht, auch wenn du einen verpatzten Grunddurchgang spielst, kannst du die Liga halten, aber ob das der Stein der Weisen ist, weiß ich nicht." Der Wiener würde die Rückkehr zur Zehnerliga begrüßen, "die den österreichischen Fußball stark gemacht hat".

Hartbergs Schmidt wiederum ist für eine Abschaffung der Reduzierung nur im unteren Play-off, während WAC-Coach Dutt resümierte: "Die Spannung ist sicherlich was Positives, sportlich fair ist der Modus nicht unbedingt. Es landen nicht unbedingt diejenigen auf dem Tabellenplatz, die über die Saison die beste Leistung gebracht haben. Von daher gibt es Für und Wider." Sturm-Graz-Trainer  Ilzer hob die positiven Aspekte hervor. "Was das Showgeschäft betrifft, ist es natürlich top. Und wir sind Teil davon. Ich habe mich immer als Fan dieses Modus geäußert, weil es von Anfang an spannend ist."

Zufriedenheit über Rangnick-Start

Der Steirer zeigte sich auch begeistert vom Auftakt des Nationalteams unter Neo-Teamchef Ralf Rangnick. "Das Team hat gegen wirkliche Topnationen mit einem extrem intensiven, aktiven Spiel am Ende einer Meisterschaft den einen oder anderen wirklich überrascht und super Leistungen gezeigt. Das stimmt mich zuversichtlich, dass dieser Weg auch so weitergeht." Auch Manfred Schmid (Austria) und Klaus Schmidt (Hartberg) berichteten von guten ersten Eindrücken, forderten aber so wie Feldhofer Geduld.

Zurückhaltend beurteilt wurde Rangnicks Start von Austria-Klagenfurt-Betreuer Pacult. "Man sollte einmal die Kirche im Dorf lassen. Wir haben von vier Spielen eines gewonnen, eines unentschieden gespielt und zwei verloren", sagte der Wiener, der Rangnick in der relativ kurzen gemeinsamen Zeit bei Red Bull kennenlernte. Kurz nach Rangnicks Amtsantritt war Pacult nicht mehr Leipzig-Trainer. "Ich bin überhaupt kein Gegner von Rangnick", betonte Pacult und meinte so wie einige seiner Kollegen: "Man muss einmal abwarten."