Schon während der ersten Spielhälfte dürfte in vielen Köpfen die Ursachenforschung eingesetzt haben, woran es denn gelegen sein könnte, dass gegen den FC Bayern diesmal nichts zu holen war. Aber so was von gar nichts. Und noch dazu ging alles viel zu schnell, ein bisschen länger hätte die Hoffnung der heimischen Fans durchaus andauern dürfen. Es wäre jedenfalls zu einfach, alles dem Maximilian Wöber ("Wir sind von Minute zu Minute als Mannschaft auseinandergebrochen") in die Fußballschuhe zu schieben, weil er an den ersten drei Gegentoren unmittelbar und eher unglücklich beteiligt war. Nein, er allein ist nicht schuld, und eigentlich darf auch die Salzburger Mannschaft in ihrer Gesamtheit nicht verurteilt werden. Sie muss in ihrer Gesamtheit die Verantwortung für das Geschehene auf sich nehmen, aber dabei kann man es aus Sicht des österreichischen Serienmeisters schon belassen.

Dies soll kein Plädoyer für einen kollektiven Freispruch werden, doch es gibt Erklärungen für das angesichts der Erfolgs-Vorgeschichte mit dem 1:7 doch viel zu exorbitant ausgefallene Scheitern. Just in der wichtigsten Phase der Saison wurde Salzburg von einer Corona-Welle der extremen Art erfasst. Das ist grundsätzlich schlimm genug, aber fatal, wenn ein Champions-League-Achtelfinalmatch gegen eines der besten Teams der Welt bevorsteht. Zusätzliche Verletzungen trugen das Ihre zur Schwächung des krassen Außenseiters bei.

Es kommen weitere Faktoren hinzu, aber unter solchen Voraussetzungen gegen die Bayern nicht nur zu bestehen, sondern diese womöglich auch aus dem Bewerb zu werfen, wäre einem übermenschlichen Akt gleichgekommen, wenn auch ein Einbruch erst in einer im Vorfeld nicht als unmöglich erachteten Verlängerung befürchtet worden war. Wie schon drei Wochen zuvor in Salzburg wogte die Partie hin und her, auf eine Chance der Bayern antworteten die Gäste prompt mit einem gelungenen Angriff, die Salzburger hätten sogar führen können. Dies geschah nicht und nach weiteren anregenden sieben Minuten begann das Spiel auf die von den Kräfteverhältnissen vorgeschriebene Seite zu kippen.

Das konzertierte, durchgängige Hochgeschwindigkeits-Angriffsspiel des FC Bayern war von den Salzburgern diesmal regulär nicht zu stoppen, wie die beiden Elferfouls von Wöber an Robert Lewandowski (11., 19.) zeigten. Der Versuch, mit den Bayern beständig in allen Bereichen mitzuhalten, ging schief, weil es nicht gelang, die Fehler auf das hier zwingend erforderliche Mindestmaß zu reduzieren. "Es war eine richtige Lehrstunde. Jetzt müssen wir die Leere, die da ist , schnellstmöglich verarbeiten", sagt Salzburg-Sportdirektor Christoph Freund.

Es war eine bittere Lektion und den Abschied aus der Champions League. Das hätten sich die Salzburger gewiss anders vorgestellt. Das Spiel des Jahres hatte das Team von Matthias Jaissle ("Wir sind nicht die einzige Mannschaft, die in München unter die Räder gekommen ist") schon hinter sich, es war das 1:1 im ersten Achtelfinal-Duell. Und noch etwas: Lektionen sind zum Lernen da.