Toni Polster, selbsternannter "Rekordtorschütze der Austria, der zur Stadioneröffnung nicht einmal eine Einladung erhalten hat", schlug via Instagram als doppelpacktoni schon vor wenigen Tagen die Hände über dem Kopf zusammen. Er vernahm, dass "der Mann der für das sportliche und wirtschaftliche Chaos" verantwortlich ist - nämlich Markus Kraetschmer - seinen Vertrag verlängert hat.

Die nächste Polster’sche Sorge erfolgte nach der Erklärung Peter Stögers, am Ende der Saison nicht mehr zur Verfügung zu stehen. „Eine weitere Hiobsbotschaft in diesen Tagen, aber leider absolut nachvollziehbar“, schrieb Polster. Die Information, die dann am Dienstag gegen 15 Uhr folgte, erschütterte Doppelpacktoni: Die Wiener Austria erhielt in erster Instanz keine Lizenz für die kommende Bundesligasaison. Als einziger Verein der höchsten Spielklasse. Der für derlei Entscheidungen zuständige Senat 5 der Bundesliga nannte als Grund: „finanziell“. „Ich hoffe, dass es gelingt, das zu regeln (...), aber ich sehe schwarz und mir wird angst und bange“, so Polster per Instagram-Video.

Noch hat das für die Veilchen keinerlei Folgen – abgesehen vom fahlen Beigeschmack. Bis 21. April kann die Austria nachreichen, eine Woche später erfolgt dann die Entscheidung in zweiter Instanz. Und auch dann könnten die Favoritner innerhalb von acht Tagen das Ständige Neutrale Schiedsgericht bemühen, das dann bis Ende Mai entscheidet. Der Weg, den die Hartberger gehen mussten, und letztlich siegten, als ihnen in der Aufstiegssaison die Lizenz vorerst verwehrt wurde.

Die Austria jedenfalls ist zuversichtlich: „Wir wissen durch den heute erhaltenen Lizenzentscheid ganz genau, welche Anforderungen an uns gestellt werden und worauf wir uns fokussieren müssen. Wir werden alles unternehmen, um die zusätzlichen Informationen fristgerecht einzubringen“, wird Präsident Frank Hensel in einer Aussendung zitiert.

Für die Austria ist die Verweigerung der Lizenz eine unschöne Premiere. Ganz neu ist das finanzielle Problem aber nicht. Den Wienern wurde 2019 die Lizenz bereits nur unter Auflagen erteilt. Im Vorjahr wurden die Finanzkriterien coronabedingt anders beurteilt. Unklar ist, ob im Vorjahr über den Lizenzantrag der Austria auch unter regulären Bedingungen positiv entschieden worden wäre. Der jüngste Geschäftsbericht wies Verbindlichkeiten von 78 Millionen Euro aus. Alleine in der Saison 2019/20 schrieben die Violetten ein Minus von 18,8 Millionen Euro.

Die Insignia-Gruppe, ein führendes Unternehmen im Luxus-Service-Bereich, soll als strategischer Partner helfen. Geld soll in die Austria gepumpt werden, aus der Austria nicht nur national, sondern international eine Spitzenmannschaft gemacht werden. Das sollte wie folgt gelingen: Die Insignia-Gruppe soll für die Austria internationale Sponsoren aufstellen. Misslingt der Versuch, zahlt der strategische Partner selbst. Alleine: Geld floss noch keines. Und: Zuletzt gab Kraetschmer auch zu, dass vonseiten der Insignia-Gruppe keine Sicherheiten vorhanden seien. Die fehlen offenbar bis heute.