Trainer Zinedine Zidane wird als Meistermacher verehrt, Lionel Messi kritisiert seinen FC Barcelona indes hart. Die Erleichterung über den ersten Titel nach drei Jahren war der Mannschaft um Kapitän Sergio Ramos anzusehen - auch wenn die Fans wegen der Covid-19-Pandemie ausgesperrt waren. "Es ist das Ergebnis harter Arbeit und von Beharrlichkeit", sagte Reals spiritueller Anführer am späten Donnerstagabend nach dem entscheidenden 2:1 gegen den FC Villarreal. Der Innenverteidiger hatte nicht weniger als zehn Tore (sechs Elfer) selbst zu seinem fünften Titel beigesteuert.

Mit dem zehnten Sieg in Serie löste der Rekordchampion den Erzrivalen Barcelona wieder als Meister ab. Die kriselnden Katalanen stolperten zeitgleich trotz eines Treffers von Messi mit 1:2 gegen CA Osasuna, was den Weltstar scharfe Worte sprechen ließ: "Dieses Spiel spiegelt das komplette Jahr wider. Wir waren ein schwaches Team", sagte Messi.

Barcelona hatte die Liga vor der Corona-Pause mit zwei Punkten Vorsprung angeführt, zeigte sich aber zu inkonstant. "Madrid hat seine Hausaufgaben gemacht", schickte der Argentinier nach, "wir haben ihnen geholfen und viele Punkte abgegeben. Wir müssen Selbstkritik üben - beginnend mit den Spielern, aber auch insgesamt. Wir sind Barcelona und es ist unsere Pflicht, jedes Spiel zu gewinnen."

Doch selbst ein Sieg hätte ihnen nichts mehr genutzt, um am letzten Spieltag am Sonntag doch noch ihren dritten Titel nacheinander feiern zu können. Es blieb den stolzen Katalanen nur eins: dem großen Konkurrenten aus der Hauptstadt via diverse Social-Media-Kanäle zum Titel zu gratulieren.

Real-Präsident Florentino Perez sprach von einem speziellen Titel inmitten der Coronakrise. "Das Team hat eine enorme Performance hingelegt, speziell Karim Benzema, Thibout Courtois und Casemiro", sagte Perez, "Sergio Ramos ist sowieso mehr als ein Kapitän". Der Teamspirit sei dank Zidane brillant gewesen. "Zidane ist der Architekt dieses Titels", sagte Perez. "Er ist ein Geschenk des Himmels und ich hoffe, er bleibt für eine lange Zeit bei uns."

Der einstige Weltklasse-Mittelfeldspieler Zidane ist seit März 2019 zurück auf der Trainerbank von Real. Die Meisterschaft holte der 48-jährige Franzose mit vielen Spielern, auf die er schon in seiner ersten Amtszeit von 2016 bis 2018 setzen konnte und mit denen er dreimal die Champions League gewann. Zidane gilt weniger als taktisches Genie denn als absolute Respektsperson, was in einem Biotop mit zahlreichen Superstars kein Nachteil ist. "Wir glauben an ihn, an alles, was er sagt", meinte Ramos. "Er ist der Kapitän dieses Schiffes."

Zidane wirkt oft ernst. Doch in der Nacht im kleinen Alfredo-di-Stefano-Stadion, der Ausweichheimstätte von Real in Corona-Zeiten, war der Franzose nach seinem zweiten Meistertitel als Trainer ungewohnt gelöst, umarmte jeden Spieler und wurde von der Mannschaft in die Luft geworfen. "Das Gefühl ist gewaltig, denn was die Spieler geleistet haben, ist beeindruckend", meinte der Weltmeister von 1998. "Wir waren die besten, weil wir die meisten Punkte geholt haben. Es ist einer der besten Tage in meinem Profi-Leben."

Nun liegt der Fokus auf der Endrunde der Champions League in Portugal. Der frühere Seriensieger - mit Zidane gewann Real drei der vier Titel zwischen 2014 und 2018, muss allerdings gleich zu Beginn des Finalturniers eine große Hürde überwinden. Der Abonnementsieger der "Königsklasse", der den Pott allein zwischen 2014 und 2018 vier Mal gewann, hat das Ticket für Lissabon allerdings noch nicht sicher. Am 7. August muss zunächst bei Manchester City von Ex-Barca-Coach Pep Guardiola das 1:2 aus dem Hinspiel wettgemacht werden.