Geht er oder bleibt er? Unmittelbar vor dem Saisonstart in der Ligue 1 dominiert in Frankreich nach wie vor ein Thema. Die Saga um Neymar ist in vollem Gang, und noch zeichnet sich kein Ende ab. Im Raum stehen eine komplizierte Rückkehr zum FC Barcelona oder ein Transfer zu Real Madrid. Neymars Umfeld befeuerte die Gerüchte, indem es wahlweise dessen Wechselgedanken und sportliche Unzufriedenheit publik machte. Obwohl der Brasilianer 2019 bloß neun Pflichtspiele bestritt, bestimmt er seit Monaten die Schlagzeilen.

Böse Zungen sticheln, Neymar habe in seiner zweiten Saison in der französischen Modestadt mehr an seiner eigenen Marke gearbeitet als an der Titelsammlung des Clubs. Immer öfter zeigte sich der Stürmerstar abseits der Fußballplätze, bevorzugt in extravaganten Outfits. Er machte weniger als die Hälfte der Ligaspiele mit und fiel mitunter durch Disziplinlosigkeiten auf. Ein Vergewaltigungsvorwurf perlte an ihm ab.

Zugleich sind Neymars fußballerische Qualitäten unbestritten. So unbestritten, dass PSG lange beide Augen zudrückte und der FC Barcelona einer Rückkehr trotz des unrühmlichen Abgangs vor zwei Jahren nicht abgeneigt ist. Vor dem Saisonstart am Freitag mit der Partie Monaco - Lyon steht also die Frage: Wird Paris Saint-Germain Neymar zu den geforderten Bedingungen los oder dauert das Theater an? Im Land wurden die Stimmen zuletzt lauter, die Neymar wenn nicht zurück nach Barcelona, dann zum Teufel schicken würden. Auch für PSG könnte Neymars Abgang eine Befreiung sein.

Auf heimischem Terrain würde Paris Saint-Germain das Adieu des Stürmerstars problemlos verkraften. Trotz der Abgänge von Gigi Buffon, Dani Alves, Adrien Rabiot und einiger Talente und vergleichsweise bescheidenen Investitionen - man holte Abdou Diallo von Dortmund für 32 Millionen Euro, Idrissa Gueye von Everton für 30, Pablo Sarabia vom FC Sevilla für 18 und Ander Herrera von Manchester United ablösefrei - dürften der Konkurrenz zum sechsten Mal in sieben Jahren in Liga die Brosamen bleiben.

Lille, der furiose Zweite der vergangenen Saison, ließ seinen Ausnahmekönner Nicolas Pepe für viel Geld zu Arsenal ziehen, Thiago Mendes nach Lyon und das Sturmtalent Rafael Leao zum AC Milan. Monaco, der Meister von 2017, muss sich nach der letzten Seuchensaison neu aufrappeln, Olympique Marseille ist seit längerem kein Faktor mehr im Meisterrennen.

So gilt Olympique Lyon mit seiner einträglichen Talentschmiede am ehesten als die Mannschaft, die es mit einem womöglich schwächelnden Paris Saint-Germain aufnehmen könnte - obwohl Tanguy Ndombele (für 60 Millionen Euro zu Tottenham), Ferland Mendy (für 48 Mio. zu Real Madrid) und Nabil Fekir (für 19,75 Mio. zu Betis Sevilla) den Klub verlassen haben. In keiner anderen großen Liga Europas wird ein Club indes in ähnlichem Maße favorisiert wie PSG, dessen katarische Investoren auf sportlicher Ebene europäisch (Champions League) und auf wirtschaftlicher global denken.