Sie waren entschlossen, Hochgradiges zu bewerkstelligen, die Kicker des FC Salzburg. Die Frage zum Spiel lag auf der Hand: Ja, sind sie denn vielleicht doch noch einmal zu erwischen, die Bayern, kruzifix. Sie ist ja wirklich beeindruckend, die Bilanz des deutschen Dauermeisters und Champions-League-Titelverteidigers. Die von den ersten 80 Minuten im Hinspiel aufgestachelten Salzburger wollten diesmal den Spieß umdrehen und zogen neuerlich den Kürzeren, diesmal mit 1:3. Doch wiederum wäre mehr möglich gewesen für die Mannschaft von Trainer Jesse Marsch.

Was ist passiert? Die Salzburger fanden große Chancen vor. Durch Mergim Berisha und Dominik Szoboszlai, der in Minute 35 alleine vor Manuel Neuer auftauchte. Ausgerechnet der äußerst begabte Ungar jagte die Kugel in unbegreiflicher technischer Unzulänglichkeit viele Meter über das Tor. „Uns fehlt in solchen Situationen die Erfahrung, wir müssen da einfach Geduld haben, wir dürfen nicht vergessen, dass wir die jüngste Mannschaft in der Champions League haben“, meinte Marsch, der sein Team nicht tadeln wollte. "Wir können nicht negativ sein, nach so einem Spiel", erklärte der Coach.

Wer solche Gelegenheiten auslässt, darf sich nicht wundern, wenn der Schuss – wieder einmal – nach hinten losgeht. Kurz vor der Pause folgte nämlich die Bestrafung durch die Bayern. Robert Lewandowski ferserlt auf Müller, der zieht ab, von Cican Stankovic prallt der Ball zurück, direkt Lewandowski vor die Füße und der Pole staubt trocken ab. Zlatko Junuzovic führt das eben auf die Qualität der Bayern zurück. Was half es da, dass es den Salzburgern bis dahin gut gelungen war, die Spielentwicklung bei den Bayern empfindlich zu stören, obwohl so mancher schlampige bzw. unpräzise Pass immer wieder für einen Aufreger gut war.

Fehlendes Spielglück

Das Spielglück blieb Salzburg weiter fern, was sich im zweiten Gegentreffer recht drastisch äußerte. Maximilian Wöber lenkte den von Kingsley Coman geschossenen Ball auf die Stankovic abgewandte Seite. Damit war die Partie vorentschieden, auch wenn die Bayern Marc Roca mit Gelb-Rot in Minute 65 verloren.

Aber auch in Unterzahl trafen die Hausherren durch Leroy Sane, während die Salzburger mit einer Dreifach-Chance zunächst an Neuer verzweifelten, Berishas Treffer zum 1:3 aber dann nach dreiminütiger Abseits-Überprüfung gegeben wurde. Es hätte sogar noch einmal spannend werden können, wäre der 18-jährige Neuling Luka Sucic bei einer Topchance nicht weggerutscht. Den Salzburgern fehlte es zuvor an Entschlossenheit und Abgebrühtheit. Neben zu lässigen und zu schwachen Schüssen kam Versagensangst hinzu.

Marsch bleibt trotz der Niederlagen zuversichtlich. „Es ist Wahnsinn, wir haben nur einen Punkt und sind immer noch am Leben.“ Der Trainer weiß, dass er die Hilfe der schon fix für das Achtelfinale qualifizierten Bayern benötigt. Deren Trainer Hansi Flick beruhigt: „Dass wir jetzt einmal ein Spiel auf die leichte Schulter nehmen, ist nicht unsere Einstellung. Wir wollen unsere Siegesserie in der Champions League fortsetzen.“