Extremer Erfolgsdruck gehört nicht unbedingt zu den Dingen, mit denen sich Gerhard Struber in seiner Zeit als Profifußballtrainer auseinandersetzen musste. Nach seinen mit Verlaub überschaubar erfolgreichen Stationen beim WAC (Punkteschnitt pro Spiel: 1,76), Barnsley (1,28) und Red Bull New York (1,40) verwunderte es viele Beobachter, dass der 46-Jährige als neuer Trainer von Salzburg vorgestellt wurde. Beim Serienmeister aus der Mozartstadt läuft es auch nicht rund. Mit einem Punkteschnitt von 1,92 nach 13 Partien, Strubers Rekordwert, hinkt man den Ansprüchen weit hinterher. Der Vier-Punkte-Rückstand in der Bundesliga auf Sturm lässt nicht nur die Grazer davon träumen, dass es erstmals seit 2013 einen Meister gibt, der nicht Salzburg heißt.

Auch nach dem Champions-League-Gastspiel bei Inter Mailand wird die Luft für Struber nicht weniger dünn. Andreas Ulmer und Co unterlagen im San Siro 1:2. Dabei gab Österreichs Meister eine gar nicht so schlechte Figur ab. Vor allem Oscar Gloukh, der beste Mann auf dem Platz, ließ seine Gefährlichkeit immer wieder aufblitzen. In der vierten Minute scheiterte er an Inter-Goalie Yann Sommer. Kaltschnäuziger agierten die Gastgeber. Nach einer schönen Kombination zeigte sich die Gäste-Defensive unsortiert. Alexis Sanchez bedankte sich mit einem abgeklärten Abschluss ins lange Eck – 1:0 (19.). Noch vor der Pause sorgte ein ausgebliebener Elfmeterpfiff nach einem Haltegriff von Alessandro Bastoni an Roko Simic für Verwunderung (43.). Der Ausgleich sollte dennoch gelingen. In der 57. Minute sorgte eine mustergültige Passstafette über Roko Simic und Maurits Kjaergaard zu Gloukh für das 1:1. Der Israeli schlenzte den Ball von der Strafraumgrenze ins lange Eck.

Gerhard Struber
Gerhard Struber © IMAGO / Imago

Der Jubel hielt aber nicht lange an. Lucas Gourna-Douath, der nicht zum ersten Mal beim Spielaufbau und bei der Zweikampfführung eine unglückliche Figur abgab, foulte im eigenen Strafraum Davide Frattesi sehr ungeschickt. Den fälligen Elfmeter verwertete Hakan Calhanoglu zum 2:1 (61.). In weiterer Folge machte sich die höhere Abgezockt- und Abgeklärtheit der routinierten Italiener bemerkbar. Die Salzburger kamen nicht in die Lage, die Partie drehen zu können. Sie hatten sogar Glück, dass das vermeintliche 3:1 durch Lautaro Martinez wegen Abseits zurückgenommen wurde. „Man hat gesehen, dass wir große Mannschaften ärgern können“, sagte Simic. Nur ärgern wird aber zu wenig sein, um zumindest Platz drei zu erreichen. Das hat Salzburg nämlich bei jeder Teilnahme an der Königsklasse seit 2019 geschafft. Daran wird auch Struber gemessen werden.