Ein 1:1 gegen den Weltmeister hat das österreichische Fußballnationalteam noch nicht zufriedengestellt. Die Spieler trauerten der vergebenen Siegchance in der Nations League gegen Frankreich nach und orteten weiteres Verbesserungspotenzial. Die eigenen Ansprüche sind höher geworden. Kapitän David Alaba begrüßte den neuen Spielstil, den Prozess, in dem sich das ÖFB-Team unter Neotrainer Ralf Rangnick befinde. Über die Vergangenheit äußerte er sich kritisch. "Die Enttäuschung ist größer als die Freude, weil hier mehr drinnen gewesen wäre", sagte Alaba. Nicht mit dem Auftritt zufrieden zu sein, zeige, "wie hungrig, wie ehrgeizig" das Team sei, wie sehr es sich auch weiterentwickeln wolle. Und noch mehr: "Es zeigt einfach, dass wir vielleicht irgendwo die Schnauze voll haben von einer gewissen Art Fußball zu spielen, wie wir es vielleicht immer wieder in den Jahren zuvor hatten."

Rangnick hat das ÖFB-Team Ende Mai als Nachfolger von Franco Foda übernommen. Sein deutscher Landsmann hatte die Auswahl davor seit Ende 2017 betreut.  "Wir sind in einem Prozess. Dieser Prozess sieht gut aus und es macht einfach Spaß", sagte Alaba über den Neustart unter Rangnick. "Wir sind geil drauf, diesen Prozess weiterzugehen und unsere Ziele zu erreichen." Ein ganz großes, auch für ihn persönlich, ist eine WM-Teilnahme. Diese hatte man zuletzt nach 1998 immer wieder verpasst.

Gegen Frankreich waren 44.800 Zuschauer im Stadion. "Ich glaube, dass wir mit unserem Spiel die Leute aufgeweckt haben", meinte Alaba. Man habe gesehen, wozu man gemeinsam mit den Fans fähig sei. Dabei erkannte auch der Real-Madrid-Profi in der zweiten Hälfte einen Rückfall. "Wir sind tiefer gestanden, haben versucht, das 1:0 irgendwo zu halten", schilderte Alaba. "Man hat sicherlich auch irgendwo eine gewisse Müdigkeit erkannt." Er selbst musste mit Adduktorenproblemen vorzeitig vom Platz.

Wie seinem Trainer stieß auch Alaba das Gegentor zum 1:1 sauer auf. "Das dürfen wir auf dem Niveau nicht bekommen, da müssen wir einfach abgebrühter Fußball spielen. Ich glaube, diese Erfahrung haben wir", nahm der dreimalige Champions-League-Sieger seine Kollegen in die Pflicht. Ein Ballverlust nach einem eigenen Freistoß war der Ausgangspunkt für Kylian Mbappes Raketenstart. Alaba: "Da müssen wir einfach cleverer Fußball spielen." Ob das ÖFB-Team im Vergleich zu den jüngsten Partien gegen Kroatien (3:0) und Dänemark (1:2) zugelegt habe, wollte der 29-Jährige nicht beurteilen. "Wenn wir gewonnen hätten, hätten wir Schritte nach vorne gemacht, weil wir dann diese Qualität auch noch besitzen würden, diese Spiele für uns zu entscheiden", erklärte Alaba. "Das müssen wir lernen, solche Spiele auch noch für uns zu entscheiden – auch, wenn es dreckig ist." Wie diese zu holen sind, bewies der Wiener mit Real auf dem Weg zum Triumph in der Königsklasse eindrucksvoll.