Die größte Aufregung hatte sich gelegt, das Spiel war ein wenig in den Ruhemodus gefallen, da wurde die österreichische Masse im mit 44.800 Zuschauern nach heimischer Definition ausverkauften Ernst-Happel-Stadion in Hochstimmung versetzt. Xaver Schlager, der erste permanent übertourig laufende Motor der österreichischen Maschinerie, trieb den Ball zu Marko Arnautovic, dieser wartete zweieinhalb Sekunden, bis Konrad Laimer, Motor Nummer zwei, den perfekt getimten Ball aufnahm, diesen in die Mitte schickte, wo Andreas Weimann den Stangler zu seinem ersten Länderspieltor verwandelte. Österreich führte nach 37 Minuten gegen den Weltmeister Frankreich 1:0, das durfte sich der Fan auf der Zunge zergehen lassen.

Wie lange, das war die große Frage. Das im neuen System unter Ralf Rangnick verankerte bedingungslose Pressing fand in der ersten Hälfte wiederum nicht statt, die Österreicher kamen nur sporadisch nach vor, gaben die Bälle zu rasch an die Franzosen ab und mussten auch ein wenig das Glück in Anspruch nehmen. Zweimal waren die eher gemächlich aufbauenden, aber bei Balleroberungen stark beschleunigenden Gäste bedrohlich in Richtung des neuerlich von Patrick Pentz gehüteten Tors gelaufen, zweimal waren sie nur durch Gelb-Fouls zu stoppen, Stefan Lainer und Nicolas Seiwald opferten sich. Ein daraus resultierender Freistoß hätte Frankreich beinahe die Führung beschert, doch Patrick Pentz reagierte beim Abstauber-Kopfball von Karim Benzema richtig und Max Wöber beförderte die Kugel aus der Gefahrenzone.

Das zu einem goldrichtigen Zeitpunkt erzielte Tor stellte das Werkl der Franzosen dann vorübergehend ab und Arnautovic hätte nach einer Drehung beinahe auf 2:0 gestellt. Die Equipe von Didier Deschamps wollte den Rückstand nicht auf sich sitzen lassen und legte nach der Pause eine lange Druckphase ein, welche die echt geforderte und durchaus ordentliche österreichische Defensive intensiv beschäftigte. Bei einer Großchance des äußerst aktiven und gefährlichen Kingsley Coman wäre nichts mehr zu machen gewesen, doch der Ball ging über das Tor. Dann wurde viel gewechselt, der starke Arnautovic ging, auf der Gegenseite kam Kylian Mbappe, für beide gab es Sonderapplaus. Jedem Anwesenden war klar, dass Frankreich nun endgültig ernst machen wollte. Aber Rangnicks Team ließ wenig zu und verschaffte sich wieder mehr Atempausen. Die gegen Dänemark und Kroatien in Hälfte zwei ausgeübte Kontrolle gelang diesmal jedoch nicht.

Und auch aus den drei Punkten wurde letztlich nichts. Die praktisch nur noch in der Zuschauerrolle befindlichen Österreicher bekamen in der 83. Minute die ganze Klasse von Mbappe zu spüren. Wie ein TGV brauste der PSG-Legionär an Wöber vorbei und knallte das runde Leder unter die Querlatte – allein dafür lohnte sich das Eintrittsgeld. Die rot-weiß-rote Equipe erkämpfte sich auch dank zwei Glanzparaden von Pentz das 1:1-Remis. Die rot-weiß-roten Zuschauer feierten ihre Mannschaft.