Der VSV bemühte sich im dritten Viertelfinalspiel von Beginn an sichtlich, genau dort weiterzumachen, wo man in Klagenfurt aufgehört hatte. Druckvoll und temporeich agierten die Villacher, erarbeiteten sich Chance um Chance, doch getroffen haben die Klagenfurter. Nachdem Andrew Desjardins (4.) nach sehenswerter Kombination, Anthoni Luciani aus spitzem Winkel sowie Nick Mattinen per Abfälscher allesamt knapp an KAC-Keeper Sebastian Dahm gescheitert waren, ermöglichte eine bemerkenswert lange Fehlerkette der Adler dem KAC das 1:0. Nach Maxa-Puckverlust im gegnerischen Drittel düpierte Lucas Lessio Simon Despres und schob unter kräftiger Mithilfe von JP Lamoureux, der unerklärlich schnell und träge zu Boden ging, ein (12.).

Doch die Antwort der Villacher ließ nicht lange auf sich warten. 136 Sekunden später jubelte nämlich – wie schon in Klagenfurt zuletzt – Kapitän Derek Joslin. Nach einem leichtfertigen Scheibenverlust von Nick Petersen war Dominik Grafenthin auf und davon, bediente Blaz Tomazevic, dessen Rebound Joslin zum Ausgleich über die Linie stocherte und die Stadthalle in ein Tollhaus verwandelte. Team und Fans, die nach dem 0:4 im ersten Spiel eher "verschnupft" reagiert hatten, sind längst wieder versöhnt.

In dieser Tonart ging es auch nach der Pause weiter. Die Villacher hatten mehr vom Spiel, Klagenfurt blieb im Konter gefährlich. So musste Lamoureux früh gegen Lessio retten, der wieder an Despres vorbeieilte, diesmal aber am VSV-Schlussmann scheiterte. Im direkten Gegenzug ließ Chris Collins nach sehenswertem Solo eine Möglichkeit liegen. Sekunden später mussten die Schiedsrichter auch erstmals das Videostudium heranziehen. Desjardins hatte nach Luciani-Querpass nur die Stange getroffen, Steven Strong rettete mit der Hand auf der Linie in höchster Not – kein Tor (25.). Im ersten Überzahlspiel zeigten die Adler allerdings eklatante Schwächen, die besseren Chancen fanden sogar eher die Gäste vor. Was minütlich zunahm, war die Intensität, zur Spielmitte entwickelte sich plötzlich ein munteres Auf und Ab. Die erste Möglichkeit vergab dabei John Hughes im Alleingang, den Rebound hätte Marcel Witting allerdings um ein Haar ins eigene Tor bugsiert (32.).

Verrückter Schlussabschnitt mit fünf Treffern

Das Schlussdrittel eröffnete der KAC, als Paul Postma aus kurzer Distanz knapp an Lamoureux scheiterte (42.). Die Rotjacken hatten kurz vor der zweiten Pause reagiert und auf drei Linien umgestellt, kamen mit viel Tempo aus der Kabine. Das wirkte auch bereits nach viereinhalb Minuten, als wieder Lessio zur Stelle war. Diesmal wurde Lamoureux der Scheibe im Getümmel nicht Herr, Lessio stocherte den Puck ins Tor. Die Überraschung war dem KAC also gelungen. Als dann auch noch Maxi Rebernig eine Strafe kassierte, schien das Spiel in eine aus VSV-Sicht unerwünschte Richtung abzudriften, doch genau mit einem Mann weniger kam der rasche Villacher Ausgleich und die beste Aktion dieser Serie von Marco Richter.

Hinten leitete er mit einem harten Check den Gegenangriff ein, vorne luchste er Paul Postma die Scheibe ab und versenkte sie staubtrocken unter der Latte. Damit war der in den Anfangsminuten etwas passiv agierende VSV wieder aufgewacht – und legte prompt nach. Drei Minuten später gewann Anthony Luciani die Scheibe entscheidend an der Bande und schickte Alexander Rauchenwald auf die Reise. Dieser setzte den Stanglpass im Konter so präzise, dass Desjardins nur mehr den Schläger hinhalten musste. Was im Mitteldrittel gefehlt hatte, fiel nun Schlag auf Schlag: die Treffer. Denn nur 74 Sekunden nach der erstmaligen VSV-Führung jubelte Thomas Hundertpfund auf der Gegenseite, erwischte einen Abpraller volley aus der Luft (50.).

Mit dem VSV gingen die Emotionen durch

Völlig unübersichtlich wurde es in den Schlussminuten. Zuerst fasste Layne Viveiros wegen eines hohen Stocks, der Jesper Jensen-Aabo im Gesicht traf, eine vierminütige Strafe aus, die das Spiel entscheiden sollte. Und den VSV auf die Palme brachte. Rok Ticar traf 31 Sekunden vor Schluss und Nick Petersen ließ seine Freude darüber verbal an Philipp Lindner aus. Dieser startete ein Handgemenge und zu allem Überfluss traf ein völlig entnervter Lamoureux beim Wegschlagen der Scheibe auch noch den Schiedsrichter (Spieldauerdisziplinarstrafe). Der VSV war damit für diese Partie gebrochen, der KAC hat das Heimrecht wieder auf seiner Seite.