Am Montag wurden Sie darüber informiert, dass sie nicht länger Trainer der 99ers sind. Wie war das Meeting mit dem Vorstand des Klubs?

JENS GUSTAFSSON: "Es war nur Bernd Vollmann (General Manager, Anm.) da und es war auch kein Meeting. Er hat mir mitgeteilt, dass mein Vertrag nicht verlängert wird und dann habe ich gesagt: 'Danke, Tschüss.' Warum man nicht verlängert, musste ich nicht mehr wissen. Den Vorstand habe ich schon seit Wochen nicht mehr gesehen."

Wie geht es Ihnen jetzt?

"Gut. Entlassungen sind Teil des Geschäfts. Natürlich bin ich enttäuscht, weil wir etwas Gutes begonnen haben. Sie (der Verein, Anm.) haben gesagt, sie wollen keine emotionellen Schnellschüsse tätigen. Genau das haben sie jetzt aber gemacht. Sie wollen weitermachen wie in den letzten Jahren, aber woanders landen."

Was meinen Sie damit?

"Bernd ist ein guter Freund von mir, der den Klub auch gut führt. Aber er hat nicht viel Eishockey-Wissen. Das weiß er selbst und das ist nicht sein Fehler. Der Verein braucht eine Person, die Eishockey versteht, einen Sportdirektor. Dann hätte man bei der Trainerentscheidung das Sportliche analysieren können und müssen. Wenn der Verein sagt, es hat bei uns nach der Siegesserie im Dezember die Entwicklung nicht gestimmt, dann kann ich das mit Zahlen widerlegen. Scheibenbesitz, Torchancen, erwartete Tore und Gegentore - da waren wir eines der besten Teams, in gewissen Bereichen besser als Salzburg oder Fehervar. Uns haben einfach die Tore gefehlt."

Und das, obwohl Sie das zweithöchste Budget der Vereinsgeschichte für Ihren Kader zur Verfügung hatten...

"Das kann schon sein, dass es das zweithöchste Budget war. Aber was hat das mit mir als Trainer zu tun? Ich kann dem Verein nur eine Liste mit Spielern vorlegen, die ich gerne hätte. Die Vertragsverhandlungen führt dann der Klub. Warum haben wir nicht mehr Tiefe im Kader gehabt?"

Der Verein hat dennoch mehr Geld in die Hand genommen, als in der Vergangenheit.

"Auch wenn wir das zweithöchste Budget in der Klubgeschichte gehabt haben, dann gibt es in der Liga immer noch viele Vereine, die mehr haben. Wenn du vom Budget her auf den hinteren sieben Plätzen einzustufen bist, dann sollte man wohl auch dort landen. Man nimmt ja auch nicht mit einem Volvo an der Formel 1 teil."

War der Abschied von den Spielern emotional oder eher distanziert?

"Es war schon ziemlich emotional. Vor allem bei den Spielern, die schon lange hier sind, wie ein Daniel Oberkofler oder ein Erik Kirchschläger."

Wie würden Sie die vier Jahre in Graz - erst als Assistant- und später als Head-Coach - zusammenfassen?

"Es waren vier großartige Jahre. Wir waren im ersten Jahr gleich ziemlich erfolgreich, haben den Grunddurchgang gewonnen und in der Champions Hockey League gespielt. Danach waren wir im Play-off gegen Wien, bevor Corona gekommen ist. Im letzten Jahr waren wir auch von Corona gebeutelt."

Und Ihre Zukunft? Sind die Koffer schon für die Heimreise nach Schweden gepackt?

"Nein. Der Plan ist es, bis Sommer in Graz zu bleiben. Der Kinder wegen. Es kann aber natürlich sein, dass sich schon vorher etwas Neues für mich ergibt. Das wird man sehen."