Die zwei besten Mannschaften der Saison treffen, wie erwartet, im Finale aufeinander. Auf den ersten Blick zeigt sich, warum diese beiden Teams nicht nur in diesem, sondern in den letzten fünf Jahren die stärksten Organisationen der Liga sind. Starker Zusammenhalt, Siegermentalität bis zur letzten Sekunde und der Erfolg des Teams stehen bei beiden im Vordergrund, nicht einzelne Topscorer. Das Team ist der Star.
Die Grundausrichtung der beiden Vereine ist allerdings konträr. Die Südtiroler kaufen Jahr für Jahr quasi eine neue Mannschaft zusammen, verfügen über keinen eigenen Nachwuchs. Klagenfurt hingegen kann, dank seines Farmteams, stets aus dem Vollen schöpfen, Ausfälle zu jeder Zeit ersetzen. Genau dieser Umstand ist derzeit die größte Schwäche der Bozener. Bereits im ersten Duell merkte man das Fehlen einiger Top-Spieler, allen voran Dustin Gazley und Mike Halmo.

Seit Anfang der Saison spielte Bozen eine dominante Rolle in der Liga, baute aber in den letzten zwei Monaten ab. Beim KAC war es umgekehrt, er hat sich im Lauf der Saison stetig gesteigert und lieferte im Play-off die beste und konstanteste Leistung ab. Klagenfurt hat das beste Penaltykilling und Bozen das effizienteste Powerplay. Beide verfügen jeweils über zwei starke Tormänner. Allerdings zählen diese Jahresstatistiken nicht mehr viel in einer Finalserie.

Wichtiger in dieser Serie ist viel mehr die Leistungsform einzelner Spieler und das Adaptieren der Taktik in den Special-Teams auf den Finalgegner. Hier sehe ich einen klaren Vorteil für den KAC. Die Leistungsträger befinden sich in guter Form. Spieler wie Blaz Gregorz und Clemens Unterweger steigerten sich im Play-off und zeigen mit spielentscheidenden Leistungen auf.


Beim HCB scheint es, als hätten die harten Serien gegen Bratislava und Wien den Spielern körperlich hart zugesetzt. Bozen spielte das letzte Halbfinalduell gegen die Capitals, wie auch Spiel eins der Finalserie, mit nur drei Sturmlinien und kann die vielen Ausfälle kaum kompensieren. Durch die fehlende Kraft fällt auch eine wichtige Komponente im Spiel der Südtiroler weg - das Körperspiel. Für Bozen wird es in den nächsten Spielen sehr wichtig sein, in Führung zu gehen und damit den KAC unter Zugzwang zu setzen. Wie man bereits in der Halbfinalserie gegen Salzburg gesehen hat, ist es extrem schwer, gegen Klagenfurt einen Rückstand aufzuholen. Die gute Ordnung und Stabilität in der eigenen Zone macht es den Gegnern fast unmöglich durchzukommen.

Abschreiben sollte man den HCB keineswegs. In einer Best-of-Seven-Serie kann viel passieren. Der 6:0-Auftaktsieg des KAC darf nicht überbewertet werden, im Play-off wird nur zwischen Sieg und Niederlage unterschieden, das ist es egal, ob man 10:0 gewinnt oder erst in der Verlängerung.
Interessant sind auch die Lebensläufe der beiden Headcoaches. Während Petri Matikainen bereits 2019 zu Meisterehren gekommen war, hat Greg Ireland als Trainer noch nie einen Titel gewonnen.