Und wieder sorgte Rainhard Fendrich für Gänsehaut. So wie bei der EM 2024 bei den Erfolgen des Fußball-Nationalteams. Nach Bundeshymne und Händeschütteln feierten Fans und Mannschaft gemeinsam bei „I am from Austria“. Davor und danach gellten Pfiffe durch die Avicii-Arena, die slowakische Anhängerschaft zeigte sich nicht zufrieden über den Ausgang der Partie. Denn im Penaltyschießen kam es zu einer strittigen Szene, ein Beinstellen von Keeper David Kickert wurde reklamiert. Vielleicht war es ausgleichende Gerechtigkeit, nach erneut vielen nicht geahndeten Fouls der Slowaken. Nichtsdestotrotz: Teamchef Roger Bader eroberte mit seiner Mannschaft die ersten beiden Punkte – aus psychologischer Sicht überfällig und vielleicht zum richtigen Zeitpunkt, vor zwei Ruhetagen.
Neuer Gegner – altes Bild. Die Österreicher bewiesen auch gegen die Slowakei, dass sie nicht nur taktisch hervorragend vorbereitet, sondern auch kollektiv diszipliniert zu Werke gehen. Dieses Mal aber unter anderen Vorzeichen: Die Bader-Truppe riss vom Start weg die Partie an sich, setzte die Slowaken proaktiv unter Druck. Giftiger Forecheck, kompakte Spielweise in der neutralen Zone, kompromisslos in der Defensive. Und vor allem torgefährlich. Zuerst mit Abfälschversuchen (Kasper nach Unterweger-Schuss, Baumgartner nach Nickl-Vorarbeit). Das 1:0 lag spätestens nach einem Haudum-Schuss (6.) in der Luft. Für die verdiente rot-weiß-rote Führung sorgte Peter Schneider.
Dieses Mal protestierte zwar der slowakische Keeper Hlavaj hinsichtlich Torhüter-Behinderung, doch die Trainer verzichteten auf Einspruch. Und Österreich blieb am Drücker. Aus schier aussichtsloser Position gab Marco Kasper den Puck zwischen vier Slowaken nicht auf, eroberte ihn, tanzte Hlavaj aus und sorgte für das 2:0. Ein Wirkungstreffer – Team Austria trat auch in der Folge spielbestimmend auf. Erst ab der 18. Minute erholten sich die Slowaken. Hier bewies erneut Goalie David Kickert seine Qualitäten. Bei einem Sukel-Schuss rettete Metall (20.).
Stangenschüsse konnten später auch die Österreicher vorweisen. Erst traf Lucas Thaler den Pfosten, später landete Heinrichs Schuss an der Querlatte. Bei einem Entlastungsangriff scheiterte zudem Dominic Zwerger haarscharf. Ansonsten kippte das Momentum auf Seiten der Favoriten, die sich plötzlich deutlich lauffreudiger präsentierten, viel zu schnell das Mitteldrittel überbrückten. Dazu gesellten sich folgenschwere Fehlpässe wie durch Maier, der Honzek den Puck beim 1:2-Anschlusstreffer servierte. Die Slowakei spielte sich in ihre Komfortzone, blitzschnelle Rotationen sorgten für Zuordnungsprobleme. Doch immer wieder stemmte sich in letzter Instanz Keeper David Kickert mit herausragenden Saves dagegen. Und auch das österreichische Penaltykilling war erneut sehr effizient.
Spannende Schlussphase
Die Anspannung auf dem Eis wuchs mit Fortdauer des Schlussabschnitts, die Kontrahenten belauerten sich. In der heißen Phase fanden die Österreicher wieder besser den Rhythmus. Rigorose Pfiffe gegen Team Austria, doch ein Stockschlag gegen Kasper sowie ein hoher Stock gegen Zwerger blieben ungeahndet sowie ein klares Foul (Beinstellen und Stockschlag) gegen den Ambri-Legionär (49.). Im Konter fand Haudum nach Raffl-Pass die beste Chance vor. Und so kam der nicht unverdiente 2:2-Ausgleich – Matus Sukel traf (51.). Ob dieser Treffer auch in Unterzahl gefallen wäre? Die Schiedsrichterleistung in Partien mit Beteiligung des Schweizers Michael Tscherrig wird langsam zur Posse. Kickert blieb davon unbeeindruckt, sorgte bei einem Cederle-Solo erneut für eine Glanztat (57.) und rettete mit einer Fangquote von 93,94 Prozent vorzeitig den ersten WM-Punkt.
WM-Spezial Folge 2: „Nachwuchs, Bitter Lemon und dünnes Eis“
Der Krimi setzte sich fort. In der Verlängerung fanden Schneider, Lebler, Heinrich sowie Rohrer die besten Chancen vor. Die Entscheidung fiel im Showdown: Erst legte Chromiak im Penaltyschießen vor, Haudum und Schneider holten auf. Österreich jubelte bereits nach gehaltenem Kickert-Penalty gegen Kristof. Die Referees berieten sich, bestätigten aber Österreichs ersten WM-Sieg gegen die Slowakei seit 2013.
Fazit: Diese beiden Punkte könnten am Ende noch sehr wertvoll sein. Und setzen weitere Energie und Selbstvertrauen frei. Was insbesondere mit Blick auf Frankreich, Slowenien sowie Lettland wichtig werden kann.
Die Reaktionen der Österreicher
Lukas Haudum: „Ich bin froh, dass mein Penalty drinnen war. Ich bin gerade ein wenig am strugglen, dehsalb ist es umso schöner, dass der drinnen war. Letztendlich war das erste Drittel super, dann haben wir es uns selbst schwer gemacht. Gegen die Slowakei so zu gewinnen, ist aber einfach geil. Wir haben den Ausgleich selber verschuldet, das sind die einfachen Dinge, da müssen wir konsequenter sein, auch ich. Wir sind zufrieden mit dem Sieg.“
Peter Schneider: „Ich hatte beim Penalty etwas anderes vor, aber der Goalie hat nicht so reagiert, wie ich mir das gedacht habe. Ich bin einfach froh, dass wir den Sieg geholt haben. Jeder Punkt ist wichtig. Perfekt war das aber heute nicht. Ich habe genug Fehler gemacht, alle anderen auch. Es zeichnet uns aber aus, dass wir uns dann gegenseitig aushelfen.“
Teamchef Roger Bader: „Da war alles dabei in dieser Partie. Das erste Drittel war unglaublich gut von uns, vor allem die ersten zehn Minuten. Danach haben die Slowaken aufgedreht und es war zu erwarten, dass sie uns unter Druck setzen. Wir freuen uns über die zwei Punkte. So gut wie heuer war die Teamchemie noch nie. Es ist schön zu sehen, wie die Mannschaft zu einer Familie geworden ist. Wir haben zwei Punkte, die tun uns gut, auch die zwei freien Tage. Noch ist aber nichts gewonnen, es kommen noch schwierige Aufgaben.“