Es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird. So sagt es das Sprichwort und selbst die Schnitzelsemmeln werden im Bunker nicht so heiß verzehrt, wie sie frittiert werden. Und so wurde auch beim angekündigten Verbot von Fanartikeln des KAC auf der Haupttribüne das eine oder andere Auge zugedrückt. Im Vorfeld der Partie mit dem Erzrivalen ließ Graz mit dem drakonischen Schritt aufhorchen, keine Farben und Trikots der Rotjacken außerhalb des Auswärtsektors zu dulden. Das verlieh dem dritten Saisonduell – zuvor siegten jeweils die Gäste – eine besondere Würze. Doch das Gros der Fans nahm es gelassen und so hatten etwa die KAC-Anhängerinnen kleine Sackerl mit Naschwerk dabei, die sie verteilten. Darauf waren beide Klublogos und der Schriftzug: „In der Farbe getrennt – durch die Leidenschaft vereint.“ Ganz ließ der KAC-Anhang die Sache aber nicht auf sich beruhen und rollte ein Spruchband aus: „Neue Ära in Graz, mit Steinzeitmethoden?“
Die erste ganz dicke Chance der Partie hatte Routinier Michael Schiechl nach einem Turnover. Er fuhr über die Eisfläche, ließ seinen einzigen Bewacher aussteigen und schoss knapp am KAC-Tor von Sebastian Dahm vorbei. Es war ein munterer Beginn mit schnellen Angriffen. Jesper Jensen sah in der siebten Minute Mathias From, der Pass war gut, der Puck schlupfte Keeper Jonas Gunnarsson unter dem Schoner durch und landete an der Stange. Wenig später tauschten Korbinian Holzer und Nicholas Petersen „Nettigkeiten“ an der Bande aus – zwei stattliche Herren. Da möchte man nicht dazwischenstehen. Wie beim vergangenen 4:0-Sieg investierte der KAC viel in die Verteidigung. In der zwölften Minute sah es allerdings da nicht so rosig aus. Paul Huber griff schnell an, Steven Strong fiel an der Blauen Linie um, leitete die Scheibe zum aufrückenden Rok Tičar. Der spielte zu Huber zurück, der sich die Chance auf sein neuntes Saisontor nicht nehmen ließ. Lukas Haudum war da schon auf dem Weg in das Krankenhaus. Nach einem Zusammenprall mit dem Schiedsrichter und einem KAC-Spieler konnte der Grazer nicht weiterspielen.
Adlerauge von Harry Lange
Trainer Harry Lange hatte den gebürtigen Grazer von der ersten in die dritte Linie transferiert – mit Kevin Roy und Tičar. Marcus Vela gab zu Beginn den Center zwischen den Ex-KAC-Spielern Lukas Haudum und Manuel Ganahl. In der Verteidigung zeigten sich die Grazer aktiver als zuletzt und warfen sich in die Schüsse. Bei einem starken Obersteiner-Schuss lieferte Gunnarsson eine perfekte Reaktion und verhinderte den Ausgleich. Zwei Minuten vor der Pause kassierte Nic Albano eine Strafe wegen Stockschlags. Gegen Fehervar trafen die Rotjacken beim fulminanten 7:3 drei Mal in Überzahl und auch dieses Mal: Petersen schoss, die Scheibe war vor dem Tor frei und Matt Fraser staubte ab – der Treffer überstand den Videobeweis aber nicht. Harry Lange hatte das gute Auge und verlangte zu Recht eine Überprüfung wegen eines möglichen Abseits (Jan Mursak). Klagenfurt drückte weiter, ein gültiges Tor gelang nicht.
Ein katastrophaler Pass von Clemens Unterweger in der eigenen Zone brachte Dahm zu Beginn des zweiten Drittels in arge Bedrängnis, doch Tičar verzog links. Die Betriebstemperatur war schnell wieder erreicht und der KAC versuchte es mit der tiefen Scheibe und hartem Forechecking. Ein Check war dann allerdings zu hart. Thimo Nickl streckte Casey Bailey regelwidrig nieder – Fünf Minuten plus Spieldauerdisziplinarstrafe. Der KAC rackerte und kam sogar durch Fraser zu einer Short-Hander-Chance. Die Partie wurde immer hitziger – Neo-Grazer Jimmy Oligny und Fabian Hochegger durften in Ruhe zwei Minuten lange nachdenken. Die Klagenfurter erhöhten den Druck auf den Ausgleichstreffer, bissen sich immer wieder in des Gegners Zone fest.
Letztes Drittel – KAC dreht auf
Nach der zweiten Pause musste Dahm sein gesamtes Können zeigen, als die Grazer mehrfach gefährlich wurden.In der 44. Minute herrschte Alarmstufe, als Roy alleine auf das Tor zulief. Tobias Sablatnig rettete mit einem geschickten Einsatz seines Stocks. Doch kurz darauf lagen der Puck und Vela (47.) im Tor – 2:0. Sablatnig checkte den Legionär noch in den Kasten hinein, doch war der Treffer unter Dahm hindurch regulär. In den Jubel der Grazer hinein, zog der KAC nach: Unterweger spielte einen Puck an die Bande hinter dem Tor und Hundertpfund (47.) war am schnellsten dran, traf hoch in die Maschen. Jesper Jensen (49.) ließ die KAC-Tribüne dann endgültig durchdrehen. Er traf aus mittlerer Distanz zum Ausgleich. Nicht minder stark war allerdings der Schuss von Bailey (52.) aus gut acht Metern auf der anderen Seite des Eises – 3:2.
Aufgesteckt hatte der KAC aber nicht und abermals gelang der Ausgleich. Simeon Schwinger nahm sich kurz nach der Blauen Linie ein Herz. Gunnarsson hielt den durchaus offenen Schuss nicht. Es ging in die Verlängerung. Da musste Fraser nach einem Stockschlag auf die Strafbank, 1:28 Minuten waren noch zu spielen. Dahm hielt großartig und so ging es in das Penaltyschießen. Die vierte Paarung brachte die Entscheidung: Vela verwandelte zum zweiten Mal, Petersen scheiterte.