Am Montag trennte sich der ÖFB von Schiedsrichter-Manager Andreas Fellinger. Die Gründe sind vielfältig, wie man hört. Ein Rundruf bei aktiven Referees ergab, dass die Entscheidung, so hart sie für den Betroffenen auch ist, richtig war. Es gab zu viele Pannen in Fellingers Ära als Manager. Von verspäteten Zahlungen erzählen die Schiedsrichter, von zu wenigen Schulungen und von einem unkonventionellen Führungsstil. Die Zustände im Trainingslager in der Türkei im Jänner waren unrühmlich. „Grundsätzlich war das Camp in Ordnung. Die Arbeit mit Lutz Wagner war gut. Nach drei Tagen war er weg. Dann hatte die Arbeit wenig bis keine Qualität“, sagt ein Teilnehmer. Lutz Wagner ist ein Ex- Unparteiischer und aktuell Mitglied der Schiedsrichterkommission des Deutschen Fußballbundes für Amateure.

Mehr als ein Drittel der rund 70 Teilnehmer wiesen im Camp coronatypische Symptome auf. „Und was hat der Arzt, der mitgereist ist, gesagt? ,Geht’s zur nächsten Apotheke.‘ Und jene Medikamente, die der Mediziner mithatte, waren seit Jahren abgelaufen“, erzählt ein anderer Schiedsrichter. Die Organisation sei „unterirdisch“ gewesen. Es könnte ein Detail für die Auflösung des Fellinger-Dienstverhältnisses gewesen sein.
Wie man hört, hat die Neustrukturierung des österreichischen Schiedsrichterwesens erst begonnen. Seit Sommer werden sämtliche Strukturen durchleuchtet, die Arbeitsweise wird hinterfragt. Weitere personelle Änderungen sind nicht ausgeschlossen. Das begrüßt auch die IG Referee (IGR) – Interessengemeinschaft österreichischer Schiedsrichter:innen.

Seit Jahren wird ein Neustart gefordert, jetzt wieder. „Das Schiedsrichterwesen ist am Tiefpunkt angelangt, schlechter geht es nicht mehr“, sagt Bernhard Brugger, ehemaliger Schiedsrichter und Pressesprecher der IGR. „Persönlich habe ich überhaupt nichts gegen die Herrn Fellinger, Sedlacek und Gerstenmayer. Aber sie sind mittlerweile untragbar in ihren Funktionen.“ Robert Sedlacek ist Vorsitzender der Schiedsrichterkommission, Gerhard Gerstenmayer Regelreferent. Brugger fordert einen internationalen Experten, der das Schiedsrichterwesen wieder auf Vordermann bringen soll. „Man braucht einen Mann, der keine Seil- und Freundschaften innerhalb des ÖFB hat. Einen, der das Leistungsprinzip fördert, transparent arbeitet und nachvollziehbare Entscheidungen trifft“, sagt der Salzburger. Dazu braucht es wieder Kontakte zur UEFA und zur FIFA. „Stefan Messner ist international anerkannt und ein sehr guter Beobachter, der wieder für Reputation sorgen könnte“, sagt Brugger. Er fordert das Ende des Ehrenamts.

ÖFB-Generalsekretär Thomas Hollerer hat die Probleme im Schiedsrichterwesen erkannt und arbeitet an Verbesserungen. Der erste Schritt für eine Reform wurde mit der Trennung von Fellinger vollzogen. Aktuell steht Hollerer aufgrund seiner Loyalität zum zurückgetretenen ÖFB-Boss Gerhard Milletich und dessen Vorgänger aber selbst unter Beschuss. So soll Oberösterreichs Landespräsident Gerhard Götschhofer, der federführend am Abgang von Milletich mitgewirkt hat, mit dem Generalsekretär den nächsten Kandidaten auf der Abschussliste stehen haben.