Eintracht Frankfurt hat sich international wieder einen Namen gemacht. Der UEFA-Cup-Sieger von 1980 war dreimal in den letzten vier Saisonen in der Europa League vertreten und begeisterte mit einem Halbfinal-Einzug. Gegen Chelsea war damals erst im Elfmeterschießen Schluss. Doch spätestens beim Rückspiel an der Stamford Bridge vor drei Jahren ist die Eintracht zu so etwas wie einer Kulttruppe der Europa League geworden. Die Spieler auf dem Feld haben daran ihren verdienten Anteil, europaweit Bekanntheit erlangten aber die Fans auf den Rängen. Auswärtsspiele werden zu gefühlten Heimpartien gemacht.

Wenn die Eintracht auf Reisen geht, dann gleicht das einer kleinen Völkerwanderung. Ob man im Besitz eines Tickets ist, spielt dabei keine Rolle. Der Weg ist das Ziel. Am heutigen Donnerstag (21.00 Uhr, Servus TV live) in Barcelona ist es wieder so weit. Weniger als 5000 Karten stehen im Gästeblock zur Verfügung, mehr als 30.000 dürften in Frankfurt in den Flieger gestiegen sein. Einen der größten Flughäfen Europas in der Nähe zu haben, ist für die Mobilisierung sicher kein Nachteil.

Vereinzelt soll es auch außerhalb des Gästesektors noch Plätze für die Anhänger geben. Die Musik spielt aber in der Kurve. Nicht nur beim Gesang wird man einheitlich auftreten. "Weißes Trikot oder Shirt" haben die Ultras als Dresscode vorgegeben. Der Fanmarsch aus dem Zentrum ins Nou Camp wird wohl in der halben Stadt zu hören sein. Zurückhaltung wird es in der legendären Arena mit ihren 96.636 Plätzen nicht geben. Natürlich werden auch bengalische Feuer den Weg nach Spanien gefunden haben.

Gerade für Martin Hinteregger im Abwehrzentrum sind solche Spiele ganz besondere Feste. Der Kärntner gilt mit seiner engen Fanbindung als Traditionalist im für ihn oftmals zu modernen Fußballzirkus. Beim Jux-Turnier "Hinti-Cup", das im Juni in Sirnitz angepfiffen wird, werden ebenfalls Scharen von Frankfurt-Fans erwartet.

Schwankungen in der Liga

In der Liga herrscht mit Platz neun keine Aufbruchstimmung. Die ganze Saison über sind die Frankfurter unter Trainer Oliver Glasner nicht wirklich in Form gekommen. Vielleicht wird gerade deshalb jedes internationale Spiel so zelebriert, als wäre es für längere Zeit das letzte. Fünf Punkte ist eine weitere Saison auf Reisen schon entfernt.

Sportlich ist heute alles offen. Barcelona mag die Favoritenrolle haben, das 1:1 im Hinspiel bietet Raum für erneute Halbfinalträume. Ansgar Knauf und Ferran Torres haben getroffen. Seit Vereinslegende Xavi bei den Katalanen auf der Bank sitzt, ist am Ansatz wieder ein Barcelona der früheren Jahre zu sehen. Der freie Fall des Vereins nach dem Abgang von Lionel Messi wurde gestoppt. Die Europa League ist zwar ein Abstieg. Wenn es die Chance auf einen internationalen Titel gibt, sollte man sie aber auch ergreifen. Lionel Messi hat diese Möglichkeit heuer nicht mehr.