Leicht waren die letzten Wochen für Zlatko Junuzovic sicher nicht. Einiges ist zusammen gekommen. Eine langwierige Verletzung hat den Mittelfeldspieler den Großteil der Saison gekostet, das Achtelfinale in der Champions League musste von der Bank aus mitangesehen werden. Eine Woche später legte Red Bull Salzburg die Karten auf den Tisch. Der Vertrag mit dem 34-Jährigen, dreifachen Doublesieger, wird nach der Saison nicht verlängert. Die Jugend hat Vorrang.

Junuzovic reagierte wie immer in seiner Karriere: Hochprofessionell. Jetzt gehe es darum, aus den verbleibenden neun Saisonspielen das Maximum herauszuholen, die Zeit mit Mannschaft und Trainerteam zu genießen. Der Ligatitel ist ihnen kaum noch zu nehmen, alles andere als ein Cup-Sieg wäre eine Überraschung. Dass der 55-fache Teamspieler gerne beim Meister geblieben wäre, ist kein Geheimnis. Im Vordergrund steht aber nicht die Enttäuschung, sondern die "offenen und ehrlichen Gespräche", die davor geführt wurden. "Es gibt Entscheidungen, die getroffen werden müssen, auch wenn sie hart sind", sagt Junuzovic diplomatisch. Das gehöre zum Fußball dazu. Die Fans haben die Nachricht nach außen hin anders aufgenommen und ihren Unmut auch kommuniziert.

Jetzt ergeben sich eben neue Wege. Das Trainergeschäft ist irgendwann eine Option, auch das Management. Doch auch wenn Junuzovic zu diesem Zeitpunkt noch alles offen lässt, steht eines fest: Er will spielen. "Man kann nie sagen, was passiert, aber im Endeffekt läuft es darauf hinaus, dass ich noch ein, zwei Jahre spielen werde", sagt er.

Mit einer Euro-Teilnahme, 198 Spielen in der deutschen Bundesliga und drei Meistertiteln sowie gleich vielen Cup-Siegen wurde vieles erreicht. Andere Dinge rücken jetzt in den Vordergrund. Bei der Zukunftsplanung geht es um die Familie - ausschließlich. "Wenn es meiner Frau und den Kindern gut geht, dann geht es mir auch gut", lässt Junuzovic bei den Prioritäten keinen Zweifel. Nicht mehr er entscheidet, alle gemeinsam wählen den nächsten Schritt. Druck gibt es keinen. Zum ersten Mal seit seinem Bundesligadebüt für den GAK unter Walter Schachner im Derby gegen Sturm vor fast 17 Jahren ist alles offen. "Für mich ist alles möglich - in Österreich und im Ausland", sagt Junuzovic.

Eine Rückkehr nach Kärnten, wo der gebürtige Serbe als Fünfjähriger nach seiner Flucht mit den Eltern vor dem Krieg ein Zuhause fand, ist nicht ausgeschlossen. Der WAC denkt über den Edeltechniker nach. Ein Transfer, der durchaus Sinn ergeben würde. "Es gab schon gewisse Anfragen, aber eben nur Anfragen. Erst die nächsten Wochen werden zeigen, wohin die Reise geht", sagt Junuzovic.

Für jemanden, der die Schrecken des Krieges als Kind selbst erfahren musste, zeigen die Bilder aus der Ukraine noch deutlicher, wie wichtig der Friede ist. "Das ist ein schreckliches Thema, eines das alle beschäftigt. Es zeigt, dass es wichtigere Themen als Fußball gibt. Krieg ist niemals eine Lösung.", sagt Junuzovic.