Diese Rückholaktion hat sich oberflächlich gesehen nicht wirklich ausgezahlt. Doch damit würde man dem deutschen Abwehrchef Mats Hummels nach seiner Leistung Kracher gegen Frankreich unrecht tun. Der vom deutschen Teamchef Joachim Löw nach seiner Ausmusterung wieder zurück ins Team geholte Dortmunder wurde in der 20. Minute mit einem Eigentor zum Pechvogel des Spiels. Nach einem traumhaften Seitenwechsel mit dem Außenrist von Paul Pogba auf Lucas Hernández knallte Hummels dessen scharfe Hereingabe mit dem Schienbein unhaltbar für Manuel Neuer ins Kreuzeck. Ein bitterer Rückstand. Bis dahin und auch im gesamten Spiel zeigten sich die Deutschen gegen den Titelfavoriten aus Frankreich ebenbürtig und hatten mehr Ballbesitz und Torschüsse zu verzeichnen. Die Franzosen warteten ab und es dauerte beinahe vier Minuten bis zum ersten Ballkontakt. Einen klaren Vorteil hatte das Team von Didier Deschamps wie erwartet im Bereich der individuellen Klasse. Spieler wie der immer anspielbare Pogba, Kylian Mbappe oder Karim Benzema ließen immer wieder ihr Können aufblitzen.

Das Spiel wurde der Bezeichnung "vorweggenommenes Finale" über weite Strecken gerecht. Adrien Rabiot scheiterte in der 52. Minute mit seinem Schuss nur an der Stange, Serge Gnabry setzte zwei Minuten später einen Aufsitzer nur knapp über das Tor von Hugo Lloris. Damit begann auch die stärkste Zeit der Deutschen. Mit dem Ausgleich wurden sie in ihrer Drangphase nicht belohnt. Das Spiel flachte in weiterer Folge auch durch die zahlreichen Wechsel und Unterbrechungen ab. Für die aufregendsten Szenen sorgte Jungstar Mbappe mit einem wegen Abseits aberkannten Schlenzer ins lange Eck und einem Laufduell gegen Hummels, bei dem er seinem Kontrahenten gleich mehrere Meter abnahm. Der Dortmunder revanchierte sich mit einem perfekten Tackling im letzten Moment im Strafraum. Beim erneut vermeintlichen 2:0 stand der PSG-Stürmer vor seinem Zuspiel auf "Torschütze" Benzema wieder knapp im Abseits. Es blieb beim knappen Sieg für die Franzosen.

Damit ist das Team von Löw in der sogenannten "Todesgruppe F" wie befürchtet schon nach dem ersten Spiel unter Druck. In Runde zwei geht es gegen Portugal bevor zum Abschluss der Gruppenphase die nicht zu unterschätzenden Ungarn warten.

„Es war ein brutal intensives Spiel. Wir haben alles in die Waagschale geworfen, gefightet bis zum Schluss. Ein Eigentor hat das Spiel entschieden. Man kann Mats keinen Vorwurf machen, das ist Pech. Für Mats war es schwierig, den Ball zu klären", sagte Löw kurz nach dem Spiel im ZDF. Ähnlich sah Mittelfeld-Mann Toni Kroos die Partie. „Am Ende hat ein unglückliches Tor das Spiel entschieden. Das ist eine Aktion, die man in acht von zehn Fällen noch geklärt bekommt. Wenn du das erste Spiel verlierst und drei Gruppenspiele hast, ist der Druck hoch – da brauchen wir nicht drüber reden." Für Bayern-Spieler Joshua Kimmich hätte sich das DFB-Team ein Unentschieden verdient: „Wir verlieren durch ein sehr unglückliches Gegentor. Schade! Ich denke, ein Punkt wäre irgendwo verdient gewesen. Man hat gesehen, dass wir mit den Top-Mannschaften mithalten können. Das müssen wir in den nächsten Spielen wieder zeigen.“