Noch im Sommer sagten Sie, unbedingt weiterspielen zu wollen. Der KAC setzte dann aber nicht mehr auf Ihre Dienste. Nur wenige Monate später sind Sie als Co-Trainer der 99ers zurück im Geschäft. Können Sie das alles schon begreifen?
Patrick Harand: Zunächst einmal muss ich schon sagen: Ginge es nach mir, würde ich noch als Aktiver spielen. Es hat sich nicht ergeben, auch weil viele Klubs nicht – wie zum Start der Corona-Pandemie behauptet – vermehrt auf Österreicher setzen. Dass ich so schnell vom Jugendtrainer der Akademie Steiermark zum Co-Trainer der Kampfmannschaft „umfunktioniert“ wurde, ist sowieso völlig surreal – für mich und auch für viele ehemalige, teils noch aktive Weggefährten, die ich in den Hallen so treffe.

Sie sind zwar zurück in der Kabine Ihres Ex-Klubs, allerdings in völlig anderer Funktion. Ein komisches Gefühl?
Ja, am Anfang war das seltsam, wenngleich es auch wunderschön ist. Aber je näher man wieder dran an dem ganzen Geschehen ist, desto mehr beginnt das Kribbeln. Man will am liebsten der Mannschaft sofort auf dem Eis helfen.

Den Großteil des Teams und zahlreiche Spieler in der Liga kennen Sie noch als Mit- oder Gegenspieler. Wie schwierig ist es unter solchen Voraussetzungen, die Rolle eines Trainers auszuüben?
Ich versuche durchaus, die Aufgabe diplomatisch auszulegen. Da ich vor Kurzem noch aktiv war und als Spieler so viel gesehen und erlebt habe, kann ich manche Inhalte auch auf eine etwas andere Art vermitteln. Einem Oliver Setzinger, mit dem ich in Wien aufgewachsen bin, brauche ich zum Beispiel nicht erklären, wie man Eishockey spielt. Aber ich kann dazu beitragen, dass er an jedem Spieltag das Beste aus sich und für das Team herausholt. Beibringen und erklären kannst du jungen Spielern noch etwas, für die sind viele Situationen neu und ihnen fehlt Spielpraxis. Die müssen sie sich zuerst erarbeiten, aber in weiterer Folge muss man sie dann auch einfach spielen und Fehler machen lassen.

Sie sind bekannt dafür, sich für junge und vor allem heimische Spieler einzusetzen.
Klar! Oft zieht man Spieler als Lückenfüller mit, bis sie Kaderpunkte zählen. Dann werden sie durch den nächsten jungen Spieler ersetzt und das war es. Wie sollen sie sich entwickeln, wenn man ihnen nicht die Chance dazu gibt? Da sollte man einmal kluge Köpfe mit Ahnung zusammenstecken, an einer Lösung arbeiten und vielleicht auch einmal die Spielergewerkschaft befragen.

Was schauen Sie sich als noch völlig unerfahrener Trainer von Headcoach Jens Gustafsson ab?
Ich lerne enorm viel. Sowohl im taktischen Bereich als auch, was die Vermittlung von Trainingsinhalten anbelangt. Die muss man oft abhängig vom Spieler auch unterschiedlich rüberbringen können. Generell ist es aber ein sehr offener Austausch von vielen Ideen, die wir anschließend an die vorhandene Mannschaft anpassen wollen.

Heute kommt das Team aus Ihrer Heimatstadt, die Vienna Capitals, in den Bunker. Inwiefern ist das ein besonderes Spiel?
Es wird natürlich lustig, alte Bekannte in neuer Funktion zu sehen. Sehr emotional war die Partie in Klagenfurt, wo ich doch am längsten gespielt habe. Wichtig ist aber, dass wir zurück zu unseren Stärken kommen und dabei gar nicht so viel auf den Gegner schauen.