Es geschah am 28. September, auf dem Rückweg von einem Badmintonturnier in Brünn. Zu dritt saßen Jenny Ertl, Antonia Meinke und Chee Tean Tan in Meinkes Auto, wollten nach Pressbaum. Bis das Schicksal 25 Kilometer südlich von Brünn zuschlug – Frontalzusammenstoß mit einem polnischen Pkw. Für den Malaysier Tan kam jede Hilfe zu spät, er verstarb am Unfallort. Die beiden Frauen wurden schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht. Nach beiden streckte der Tod seine Hand aus. Meinke entkam dem Griff nicht, sie erlag eine Woche nach dem Unfall ihren Verletzungen. Ertl hatte Glück – nach einer Notoperation entkam sie dem Griff. Ihre Diagnose: mehrfach gebrochener rechter Oberschenkel, Rippenbrüche, gebrochenes Brust- und Schlüsselbein, gebrochene Elle rechts, Mittelhandknochenbruch links, zusammengefallene Lunge, Platzwunde am Kopf.

Doch irgendwie zeigt das Schicksal auch Gnade, denn an den Unfall erinnern kann sich die 22-Jährige „gar nicht. Ich weiß nicht einmal, dass ich in diesem Auto gesessen bin“, erzählt die Klagenfurterin. Mittlerweile hat sie drei Operationen hinter sich, der Gesichtsausdruck wirkt schon wieder optimistisch, wenn sie sagt: „Ein paar Tage muss ich noch hierbleiben.“ In ihrem Zimmer im Klinikum Klagenfurt. Auch wann sie vom Tod ihrer Kollegen erfuhr, kann sie nicht mehr sagen: „Ich glaube, die Mama hat es mir gesagt.“

Mutter als wichtigste Bezugsperson

Die Mama, das ist die wichtigste Bezugsperson in ihrem Leben. Täglich sitzt Mutter Karin am Bett ihrer Tochter, voll Erinnerung an die furchtbaren Stunden: „Jenny hätte um 21 Uhr im Hotel in Pressbaum sein sollen, in dem ihre Schwester Conny und ihr Trainer schon gewartet haben. Als Jenny nicht auftauchte, sind die beiden dann zur Polizei gegangen, haben aber nichts erfahren.“

Als weiterhin keine Nachricht der Tochter kam, rief die Mutter beim Außenministerium in Wien an, wurde an die Botschaft in Prag verwiesen. „Um 1 Uhr verständigte uns diese vom Unfall, um 2.15 Uhr saßen wir im Auto. In Brünn durfte ich gleich in die Intensivstation zu Jenny. Ich war sehr glücklich, weil Jenny sprechen konnte.“ Es ging ihr sogar so gut, dass sie nach vier Tagen vom ÖAMTC nach Klagenfurt überstellt werden konnte. Die Anteilnahme der Badminton-Familie ist seit dem Unfall „riesig“, erzählt Jenny, „ich bekomme aus der ganzen Welt Genesungswünsche“. Ihr Zimmer ist geschmückt mit Fotos von allen Besuchern wie auch ihrem Bundesligateam. Diesem, sagt Ertl, will sie wieder angehören. Das sei ihr großes Ziel, so wie das, mit Kindern zu trainieren. Kein Traum, denn: „Weil die Ärzte und Schwestern im Klinikum wunderbare Arbeit leisten, darf ich mich auch wieder auf den Sport freuen!“