Dieses Ende hat sich Österreich nicht verdient. Nach den begeisternden Auftritten in der Gruppenphase Stockholms erfolgte der Tapetenwechsel. Vor Hernings schon gewohnt trauriger WM-Kulisse (2621 Zuschauer) samt peinlichem Hallenlicht-Ausfall fand die rot-weiß-rote Mannschaft gegen die Schweizer nicht in die Spur. Vielleicht aufgrund der bisher makellosen Leistungen der Eidgenossen und dem Respekt vor ihnen. Vielleicht auch aufgrund eines historischen Viertelfinal-Einzugs. All diese Vorzeichen schienen auf den Schultern der ansonst so unbeschwerten Österreicher wie Zusatzgewicht zu lasten. Das soll allerdings einen den bärenstarken Auftritt der Schweizer samt eines ungefährdeten 6:0-Sieges nicht schmälern.

In einer ohnehin gedämpften Atmosphäre wurde Team Austria früh der Stecker gezogen. Weil die Eidgenossen wie kein WM-Kontrahent davor die Österreicher läuferisch und damit in den Zweikämpfen kontrollierten. Und weil es Dominic Zwerger oder Peter Schneider nicht gelungen war, ihre schärfste Waffe auszuspielen: mit Effizienz rechtzeitig zu antworten. Durch Treffer von Christoph Bertschy, Timo Meier sowie Ken Jäger setzten sich die Schweizer mit 3:0 ab. Selbst das hastig abgehaltene Time-out änderte nichts, ließ den Spielfluss nicht unterbrechen. Im Gegenteil, bei weiteren Metalltreffern hatten Goalie David Kickert und Co. noch Glück. Kurz vor der ersten Drittelpause der nächste Rückschlag: Vinzenz Rohrer ließ sich nach einem Crosscheck zu einer Gegenattacke hinreißen und wurde nach Videobeweis unter die Dusche geschickt.

Eiskalt Podcast: WM-Spezial Folge 7: „Kein Bier vor Vier“

Ein Doppelschlag durch Kevin Fiala und Sandro Schmid binnen 64 Sekunden sorgte früh für die Vorentscheidung. Doch die Schweizer rückten dennoch von ihrer hohen, temporeichen Schlagzahl keinen Millimeter ab. Allerdings erwies sich, dass einige Protagonisten von großer sportlicher Klasse weit entfernt sind: Wie Sven Andrighetto, der beim Stand von 5:0 Verteidiger Bernd Wolf von hinten ins Knie gecheckt hatte. Glück für den Wiener, der weiterspielen konnte. Dieses hatte Steven Strong nicht, als ihm Andrighetto bei der WM 2018 einen Bänderriss im Knie zugefügt hatte. In der Schlussphase spielte der letztjährige WM-Silbermedaillengewinner seine Abgebrühtheit aus. Hitzig wurde es nur noch, wenn sich Kasper gegen Siegenthaler (New Jersey Devils) handfeste wie wortreiche Auseinandersetzungen lieferten. Die fehlerfreien Schweizer kontrollierten mit der klaren Führung im Rücken die Partie, bei Team Austria setzte endgültig Resignation ein.

Trotz dieser, am Ende bitteren Niederlage darf Österreich auf ein hervorragendes WM-Turnier zurückblicken. Das eigentliche Ziel, der Klassenerhalt, wurde mit dem Viertelfinaleinzug deutlich übertroffen – soviel Realismus muss sein. Das Erreichen der Top Acht-Nationen könnte allerdings schon mit Blickrichtung auf die WM 2026 in Zürich/Fribourg neue, wertvolle Erfahrungen und Erkenntnisse liefern. Das Wichtigste: Österreich hat mit attraktiven Auftritten geworben, zahlreiche Eishockey-Herzen erobert. Und diesen Sieg kann der Mannschaft niemand nehmen.

Der Liveticker zum Nachlesen: