Er hatte einen erlesenen Ge­schmack, das musste man ihm lassen. Der zwei Jahre jüngere Bruder von Kaiser Franz Josef, Erzherzog Ferdinand Maxi­milian Josef Maria, war erst 22 Jahre alt, als er zum Kommandan­ten der K&K­ Kriegsmarine mit Dienstort Triest ernannt wurde. Schon nach kurzer Zeit wusste er genau, wo er sich den Traum von einem Schloss mit Türmchen und Zinnen und weißem Marmor erfül­len wollte. Ein Domizil für sich und seine geliebte Frau Charlotte von Belgien. Maximilian war ein Ro­mantiker, ohne Zweifel.

Zwischen 1856 und 1860 wuchs das Schloss auf einer Klippe in der Bucht von Grignano, fünf Kilome­ter vor den Toren der Stadt Triest, empor. Eine architektonische Mi­schung mit neugotischen, mittealterlichen und schottischen Ele­menten, die vor allem durch das Baumaterial – weißer Stein aus Is­trien – seinen besonderen Zauber erhielt. Es ist schon etwas Beson­deres, wenn sich das weiße Schloss im glatten, blauen Meer spiegelt und seine Pracht damit verdoppelt.

Maximilian, der Romantiker, war auch ein Pflanzen-­ und Blumen­verehrer. Von seinen Reisen als Ad­miral der österreichischen Marine brachte er so manche exotische Pflanze mit, die sich unter rund 2000 Arten im Park besonders wohlfühlte. Da sich auf dem kars­tigen Gelände die Flora nicht so recht ausbreiten wollte, wurde Erde von Österreich nach Mira­mare gekarrt. Im englisch-­französischen Park wandelte das verlieb­te Paar Max und Charlotte und ge­noss die kurze Zeit in Zweisamkeit.

Denn bereits wenige Jahre später musste Maximilian an Bord sei­nes Schiffes Novara nach Mexiko aufbrechen, wo er als Kaiser von Mexiko im Jahr 1867 erschossen worden ist. Seine Frau Charlotte soll aufgrund des schrecklichen Todes dem Wahnsinn anheimge­fallen sein.

Noch heute kann man anhand Maximilians Schlafzimmer, das wie eine Kajüte gestaltet ist, das Schiff Novara erahnen. Auch die alten Möbel, die Bilder, die Tanz­säle und Kemenaten versetzen zurück in die Habsburger Monar­chie – eine wahre Freude für Nos­talgiker.

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Dass sich auch Kaiserin Elisa­beth, die eine Vorliebe für beson­ dere Plätze am Meer hatte, oft­ mals in Miramare aufgehalten hat, zeigt eine Reihe von Gemälden aus der damaligen Zeit. Bis 1914 diente das Schloss als Sommer­residenz der Habsburger, dann kam der Krieg, der in der Gegend besonders grausam tobte, und Miramare war lange Zeit ein ver­gessenes Schloss.

BioMa in Miramare. In Miramare findet man ein geschütztes Meeresreservat, das vorausblickend im Jahr 1973, als die Meere noch weitgehend in Ordnung waren, gegründet wurde. Später wurde die Bucht von Grignano und Mira­mare zur ersten „Meeres-­Oase“ des World Wildlife Fund (WWF) ernannt. Das Schutzgebiet er­ streckt sich von Triest bis Mirama­re und hat eine Tiefe von 18 Me­tern. Meeresbiologen entdeckten hier eine besonders reichhaltige, schützenswerte Unterwasser­ welt. Eine Meeres­-Oase, beispiel­ gebend für Meeresschutzgebiete in aller Welt.

Im März 2018 wurde im rechten Flügel des einstigen Stalls von Mi­ramare ein neues Museum einge­richtet, das der maritimen Arten­vielfalt des Golfes gewidmet ist. Der Besucher taucht dabei buch­stäblich in die bunte Unterwasser­ welt ein, in die unterirdischen Klippen und schlammigen Wei­ten. Eine Unzahl von Fischen und Meerestieren begeistert vor allem junge Menschen.

Eine wichtige Rolle nimmt die Wechselwirkung zwischen Mensch und Meer ein, wobei die Auswirkungen auf mariti­me Ökosysteme im Vordergrund stehen. Eine Ausstel­lung, so aktuell wie nie zuvor.