Säumel ist nach Joao Sacramento (LASK), Peter Pacult (WAC), Peter Stöger (Rapid) und Mitja Mörec (Blau-Weiß Linz) der bereits fünfte Trainer in dieser Saison, der vorzeitig gehen muss. Mit Dietmar Kühbauer, der vom WAC zum LASK wechselte, wurde zudem ein erfolgreich arbeitender Coach von einem direkten Ligakonkurrenten abgeworben. Nur mehr sieben der zwölf Oberhausvereine haben somit zum Jahreswechsel noch den gleichen Trainer wie zu Saisonbeginn.
Bei Sturm hatten sich personelle Konsequenzen zuletzt immer stärker angedeutet. Sportlich lief es nicht nach Wunsch: Die Grazer liegen in der Liga nur auf Rang drei und haben vier Zähler Rückstand auf Leader Salzburg. Zudem beträgt der Abstand zum unteren Play-off fünf Runden vor der Teilung nur drei Punkte. In den jüngsten 13 Pflichtspielen siegten sie nur dreimal, der Erfolg im Elfmeterschießen im Cup-Achtelfinale gegen Zweitligist Admira Wacker miteingerechnet. Drei der jüngsten vier Auftritte endeten ohne Zählbarem.
"Durch die Resultate, vor allem aber die Leistungen in letzter Zeit, sind wir zu dem Schluss gekommen, dass ein neuer Impuls von der Trainerbank für das Frühjahr und den Rest der Saison notwendig ist", begründete Sport-Geschäftsführer Michael Parensen. Das Team habe nicht mehr mit jener Intensität gespielt, die man im Sturm-Spiel sehen wolle. Der Deutsche entschied somit den Machtkampf mit dem Ex-Coach für sich. Das Verhältnis zwischen den beiden galt als zerrüttet.
Säumel war vor zwei Wochen nach dem 2:1-Sieg im Grazer Derby medial in die Offensive gegangen und hatte gemeint, dass im Verein "viele Dinge" nicht passen würden. Zudem hatte er, der bei Sturm nach dem Abgang von Christian Ilzer zu Hoffenheim vor mehr als einem Jahr von der Interims- zur Dauerlösung aufgestiegen war und den Club in der Folge erneut zum Meistertitel geführt hatte, die Mannschaftszusammenstellung kritisiert. "Dass der Kader auf manchen Positionen unausgeglichen ist, sieht ein jeder", sagte Säumel.
Da es danach durch ein 0:1 gegen Roter Stern Belgrad in der Europa League und dem Liga-1:3 bei der Wiener Austria sportliche Dämpfer gab, hatte man schon mit einem Ende seiner Trainerära rechnen können. "Jürgen Säumel war als Spieler eine Legende bei Sturm Graz, und auch als Trainer konnte er seine Spuren hinterlassen. Sich von verdienten Personen im Verein zu trennen, fällt nie leicht - dennoch sind wir gemeinsam zu dem Entschluss gekommen, diesen Schritt setzen zu müssen", erläuterte Sturm-Präsident Christian Jauk.
Säumels Vertrag war nur bis Saisonende datiert, jener von Andreas-Schicker-Nachfolger Parensen läuft längerfristiger. Auch das dürfte in den Überlegungen der Clubspitze eine Rolle gespielt haben. Säumel übernahm die Mannschaft im November 2024, führte das Team zum Meistertitel und stand in insgesamt 52 Pflichtspielen in Bundesliga, Cup, Champions League und Europa League an der Seitenlinie. Wer ihn ersetzt, könnte sich noch dieses Jahr entscheiden.
Mit dem 36-jährigen Senft, der den Aufsteiger im Herbst zu Platz sechs führte, haben die Grazer jedenfalls bereits gesprochen, nachdem Ried zuvor die Erlaubnis dafür erteilt hatte. Sein Vertrag bei den Innviertlern läuft noch bis 2027, es wäre daher eine Ablösesumme fällig. Medial wurden zudem auch Grasshoppers-Zürich-Coach Gerald Scheiblehner oder Markus Schopp als Kandidaten ins Spiel gebracht. "Wir werden alle gemeinsam an einem Strang ziehen, um möglichst schnell wieder das wahre Gesicht des SK Sturm zu zeigen und unseren Fans Freude bereiten zu können", kündigte Parensen an.