Von dem angeblichen Drohnenangriff auf die Residenz im Waldai-Gebiet zwischen Moskau und St. Petersburg hatte am Montag zunächst Außenminister Sergej Lawrow gesprochen. Putin beklagte sich auch in einem Telefonat mit Trump darüber, der wiederum Kiew Vorhaltungen machte. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj dementierte, dass es einen solchen Angriff gegeben habe. Moskau versuche davon abzulenken, dass es kein Ende des Krieges wolle, sagte er.
Peskow bekräftigte, dass Russland wegen des Angriffs in den laufenden Gesprächen eine härtere Haltung einnehmen werde. Es sei aber nicht zielführend, Details dazu zu nennen. Er verneinte, dass Moskau aus Gesprächen aussteigen wolle. "Russland wird natürlich den Gesprächsprozess fortsetzen und den Dialog, vor allem mit den Amerikanern", sagte er.
Das russische Militär werde eine Antwort auf das ukrainische Vorgehen finden, sagte der Kremlsprecher. Er äußerte sich nicht zur Frage, wo Putin zur Zeit des angeblichen Angriffs in der Nacht auf Montag gewesen sei. Unter den gegenwärtigen Umständen könnten keine öffentlichen Angaben dazu gemacht werden, wo der Präsident sich aufhalte. Es sei nicht nötig, Belege für den Angriff vorzulegen; die russische Luftabwehr habe ihn abgewehrt. Falls es Trümmern abgeschossener Drohnen gebe, sei dafür das Militär zuständig. Die Dementis Selenskyjs und seiner Unterstützer seien sinnlos, sagte Peskow.
Selenskyj hatte die russischen Anschuldigungen als "eine weitere Runde von Lügen" zurückgewiesen. Diese zielten darauf ab, zusätzliche Angriffe gegen die Ukraine zu rechtfertigen und den Krieg zu verlängern. Der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha rief andere Länder auf, nicht auf die russischen Vorwürfe zu reagieren. Russland habe auch einen Tag nach dem angeblichen Angriff keine Beweise vorgelegt, sagte er: "Weil es keine gibt. Keine solche Attacke hat stattgefunden."
Tatsächlich gab es wenig Belege für den Drohnenangriff. Das Verteidigungsministerium in Moskau sprach am Montagmorgen erst von 89 ukrainischen Drohnen, die über verschiedenen Regionen abgefangen worden seien - davon 18 über dem Gebiet Nowgorod. Später wurde der Abschuss von 23 weiteren Drohnen über dem Gebiet ergänzt. Die russische Internetplattform "Sota" verwies darauf, dass nach Angaben von Bewohnern der Region kein Flugabwehrfeuer zu hören gewesen sei. Nach Angaben des US-Instituts für Kriegsstudien (ISW) fehlten auch die sonst bei Drohnenangriffen üblichen Internet-Berichte über Trümmer oder Brände am Boden. "Die Umstände dieses angeblichen Angriffs entsprechen nicht dem beobachteten Muster von Beweisen, wenn ukrainische Streitkräfte Angriffe auf Russland durchführen", hieß es dort.
Russland nahm indes nach Angaben des Verteidigungsministeriums zwei weitere Ortschaften in der Ukraine ein. Die russischen Truppen übernahmen demnach die Kontrolle über das Dorf Lukjaniwske in der Region Saporischschja und die Siedlung Bohuslawka in der Region Charkiw. Die ukrainische Regierung ordnete die Evakuierung einer Reihe von Grenzdörfern im Norden des Landes an. "Der Verteidigungsrat hat beschlossen, 14 Grenzdörfer zu evakuieren, in denen noch 300 Menschen leben", teilte der Verwaltungschef der Region Tschernihiw, Wjatscheslaw Tschaus, am Dienstag mit. Er fügte hinzu, dass das "Grenzgebiet jeden Tag bombardiert" werde. Die Region an der Grenze zu Belarus wird täglich von der russischen Armee angegriffen.
Indes berieten europäische Spitzenpolitiker neuerlich über die Bemühungen zur Konfliktlösung. Der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz sagte, dass er sich am Dienstag mit europäischen und kanadischen Partnern des Berlin-Formats abgestimmt habe. "Wir treiben den Friedensprozess voran", sagte er. "Jetzt braucht es Transparenz und Ehrlichkeit von allen - auch von Russland", fügte er hinzu. Teilnehmer des Gesprächs war auch der polnische Ministerpräsident Donald Tusk. Er sagte nach der Regierungssitzung in Warschau, er sehe Anlass zur Hoffnung auf einen baldigen Frieden in der Ukraine. Es gebe Grund zur Annahme, dass der Krieg recht schnell enden könne. "Aber es ist immer noch eine Hoffnung, die bei Weitem nicht zu 100 Prozent sicher ist."
EU-Kommissionspräsidentin Ursula Von der Leyen sprach von einer guten Diskussion über die Unterstützung der Ukraine und ihrer Sicherheit sowie den Wiederaufbau des Landes. Der Wohlstand eines freien ukrainischen Staates liege letztlich im Beitritt zur EU. Dies sei auch eine zentrale Sicherheitsgarantie. Von einem EU-Beitritt profitierten nicht nur Länder, die beiträten, sondern ganz Europa, wie frühere EU-Erweiterungen gezeigt hätten