Das erste Dinner täuscht. Denn so eine cremige Safransuppe werde ich in den nächsten Tagen nicht mehr bekommen, dann wird mein Abendessen aus Gemüsebrühe bestehen und beim Frühstück werde ich minutenlang auf einem Buchweizenweckerl herumkauen. Aber zurück zum Anfang. Die Fastenzeit ist schön, doch von außen aufgedrängtes Verzichten, egal ob durch meine Religion oder einen Social Media Trend, löst in mir sofortige Blockade aus. Daher habe ich mich entschieden, selbst zu entscheiden, wann und wie ich fasten möchte. Und reise nach Kärnten, genauer gesagt nach Oberdellach. Dort sind zwei F.X.-Mayr-Zentren in unmittelbarer Nähe. Einmal das Vivamayr und einmal „The Original“ - und genau in diesem Original checke ich ein.

Detox und „Silent Eating“

Der Arzt Franz Xaver Mayr, muss man wissen, war ein Steirer, übrigens in meiner Heimatgemeinde Gröbming geboren, und setzte als Pionier auf den Darm und die Darmgesundheit, um Menschen zu heilen. Er etablierte damals die Milch und Semmel Diät. Das ist heute anders, es gibt keine Kuhmilch mehr, dafür Schafjoghurt und statt den Semmeln in meinem Fall Buchweizen. Aber bevor man damit anfängt, wird erst einmal saubergemacht. Teil der Mayr-Kur ist nämlich eine Darmreinigung und die funktioniert über Kursalz, das man täglich mit ein bisschen Wasser verdünnt, zu sich nimmt. Was man heute moderner Weise als „detox“ beschreiben kann, zieht sich von innen nach außen. Es gibt wenig zu essen, es gibt keinen Kaffee, keinen Alkohol, man kann sogar das Handy abgeben (so stark war ich nicht) und dafür gibt es Bewegung, Waldwanderungen, engmaschige ärztliche Begleitung, spezielle Mayr-Bauchmassagen und ein personalisiertes Sportprogramm, an das ich mich übrigens bis heute halte.

Das Essen ist gut, aber wenig.
Das Essen ist gut, aber wenig. © Klaus Lorke No Limit Fotodesign Bünde Germany

Und ein ganz wesentlicher Teil einer intakten Darmgesundheit ist das Kauen. Denn die meisten von uns essen einfach viel zu schnell. Daher ist „silent eating“, das hier im Speisesaal herrscht, auch nur am Anfang etwas verwirrend. Tatsächlich ist achtsames Essen überaus erbaulich, es grenzt an Meditation, wohl auch, weil man ja aus dem wenigen Essen ein zumindest 20-minütiges Ritual machen muss. Faktisch produziert man beim Kauen aber Speichel und damit beginnt man quasi schon im Mund mit der Verdauung und man ist schneller satt. In meinem Fall bilde ich es mir einfach ein. Tatsächlich ist mein schwerster Entzug am dritten Tag spürbar. Ich denke, es geht um fehlendes Koffein. Dann allerdings, am vierten Tag stellt sich ein sehr heiteres und leichtes Gefühl ein, in meinem Körper ist inzwischen ein Prozess in Gang gesetzt worden, der sich Ketose nennt. Ketose ist ein natürlicher Stoffwechselprozess, bei dem der Körper in Zeiten, in denen er wenig Kohlenhydrate bekommt, Fett als Hauptenergiequelle nutzt. Ich nehme also ab.

Mayr Ärztinnen und Ärzte sorgen im „The Original“ fast rund um die Uhr für die Gäste.
Mayr Ärztinnen und Ärzte sorgen im „The Original“ fast rund um die Uhr für die Gäste. © Simone Attisani

Coldplay gegen die Kälte

Tatsächlich ist das aber nicht mein Ziel, sondern ich möchte wissen, ob die moderne Mayr-Kur auch tatsächlich lebensverlängernd wirkt und habe demnach dieses Paket gebucht. Spoiler: Ich werde hier offensichtlich nicht beweisen können, ob es wirklich ein längeres Leben wird. Aber ich steige jeden Tag in eine minus 110 Grad kalte Kammer, um daran zu arbeiten. Für drei Minuten, genau so lange Coldplay in meinem Kopfhörer singen, versuche ich diese Kälte auszuhalten. Warum? Kurze Aufenthalte in großer Kälte sind ein Boost für den ganzen Körper, stärken das Immunsystem, beugen Gelenkerkrankungen vor und wirken stimmungsaufhellend. Der für mich größte Vorteil: Coldplay und die Tatsache, dass es sich um trockene Kälte handelt, in ein Eisbad würde ich nie steigen können.

Was wird noch gemacht, um das Leben gesund in die Länge zu ziehen? Höhenlufttraining. Dafür allerdings muss ich nicht auf den Großglockner steigen, sondern kriege über eine Atemmaske abwechselnd Luft mit extrem viel und dann mit extrem wenig Sauerstoff. Am Ende der Woche ist mein Rekord bei 5000 Höhenmetern. Das macht mich froh und für meinen Körper heißt es: Hallo, Mitochondrien. Die werden nämlich bei dieser ständigen Anpassungsleistung gestärkt und auch neu gebildet. Mitochondrien sind die Kraftwerke der Zellen, die Energie liefern. Am Tag sieben bin ich fertig, abgenommen habe ich 1,5 Kilogramm und mitgenommen habe ich jede Menge Achtsamkeit und Schonkost, denn man darf den Körper nach einer solchen Kur natürlich nicht überfordern. Vier volle Tage gönne ich mir und meiner Darmgesundheit noch den Schongang, danach muss ich allerdings wieder verstärkt Kalorien zuführen, sonst klappt das mit der Leistung in der Arbeit nicht mehr. Die Achtsamkeit allerdings hält noch länger an, vor allem das achtsame Kauen will ich beibehalten.

Brrr! Mit Coldplay in der Kältekammer
Brrr! Mit Coldplay in der Kältekammer © The Original Fx Mayr