Wenn die Tiroler heute zu den Urnen schreiten, dann liegen sechs Wochen Landtagswahlkampf hinter ihnen - und der verlief weitgehend unaufgeregt. Lediglich ein ORF Tirol-Beitrag über eine Wahlkampfreportage der Freiheitlichen erregte zwischenzeitlich die Gemüter. Ansonsten dominierten neben den Themen Transit und Wohnen vor allem Spekulationen über etwaige Koalitionsvarianten.

Richtige Wechselstimmung kam - anders als beim bisher letzten Urnengang - jedenfalls keine auf. Während es 2013 noch alle gegen Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) hieß, zogen die Mitbewerber der Volkspartei diesmal nicht einmal in Betracht, dass der künftige Landeschef nicht Platter heißen könnte. Phasenweise erweckte der Wahlkampf daher auch den Anschein einer Brautschau - wobei sich die potenziellen Bräute jeweils mehr oder weniger zierten. Die Roten etwa machten frühzeitig klar nur bei einem "satten Votum" einer Liaison mit der Volkspartei offen gegenüber zu stehen. Die Grünen wollen zumindest zweistellig sein, um als potenzieller Partner gerüstet zu sein. Und die Freiheitlichen sehen den zweiten Platz als Voraussetzung. Der Bräutigam, Landeshauptmann Platter, hingegen wurde nicht müde, zu betonen, dass er keinerlei Präferenzen habe und zunächst einmal der Wähler am Wort sei.


Darüber hinaus stand im Mittelpunkt der schwarzen Wahlkampfstrategie, vor einer allzu großen Siegessicherheit zu warnen. Als Negativbeispiel diente dabei die Bundestagswahl in Deutschland und die dortige Diskrepanz zwischen Umfragewerten und Ergebnis bei CDU/CSU. Bei nahezu jeder Gelegenheit verwies Platter zudem auf die Dauer der Regierungsbildung beim nördlichen Nachbarn. Die restliche Wahlkampfbotschaft war mehr oder weniger simpel: "Tirol hat sich einen Vorsprung erarbeitet. Jetzt geht es darum, diesen auszubauen." Dafür müsse die "gute Stimmung in Stimmen" umgewandelt werden, denn nur ein durch das Votum gestärkter Landeshauptmann könne auch stark in Wien und Brüssel auftreten. Zudem erklärte Platter das Thema Transit zur Chefsache, um es dann auf den verschiedenen Ebenen durchaus öffentlichkeitswirksam zu spielen.

Auch die Grünen kehrten in der schwarz-grünen Landesregierung Erreichtes wie die Tarifreform, das Sektorale Fahrverbot und Tempo 100 in den Vordergrund. Darüber hinaus besannen sie sich auf die bei ihrer Stammklientel wohlgelittene Grundausrichtung als Ökopartei und apostrophierten sich im Wahlkampf als "Umweltfighter". Als zweites Leitmotiv präsentierten sie sich als Gegenentwurf zu Schwarz-Blau im Bund. Beim Thema Transit freute sich Felipe darüber, dass die anderen Parteien weitgehend grüne Positionen übernommen hätten.

Die Freiheitlichen setzten auf den diffusen Begriff "Gerechtigkeit" und affichierten diesen auch. "Gerechtigkeit ist ein hohes Anliegen. Wir stehen für ein gerechtes Tirol", proklamierte FPÖ-Chef Markus Abwerzger und brachte vor allem die Themen Mindestsicherung, Obdachlosigkeit und das hohe Gefälle zwischen den Löhnen und den Lebenserhaltungskosten hierzulande in diesem Zusammenhang. Den größten Aufreger lieferte aber eine Reportage des ORF über einen Wahlkampfauftritt der Tiroler FPÖ. Die Aufnahmen suggerierten, dass Abwerzger bei einem Gespräch mit einem Bürger widerspruchslos antisemitisches Gedankengut des Mannes zur Kenntnis genommen hätte, was der FP-Spitzenkandidat vehement bestritt. Eine schließlich vom ORF nachgereichte modifizierte Version bestätigte das dann auch. Bereits Anfang Jänner hatte der Wahlkampfauftakt der Freiheitlichen im Innsbrucker Congress für Diskussionen gesorgt. Eine dort eingesetzte Trommlergruppe war manch Kritikern zu martialisch - unter anderem auch Landeshauptmann Platter.

Die SPÖ strich vor allem ihre Erneuerung mit dem Slogan "Politik? Darf man ändern. Freu Dich Tirol. Die neue SPÖ ist da" im Wahlkampf hervor. Die SPÖ stehe dafür, dass es in Tirol mit der "Politik in Hinterzimmern, mit der Männercliquenpolitik oder mit der Immobilienspekulation" zu Ende ist, beschwor Blanik einen Systemwechsel. Sowie die Grünen sprachen die Roten von einer Richtungsentscheidung: "Jeder, der nicht zur Wahl geht, wählt Schwarz-Blau", meinte Blanik.

Die Liste Fritz deklarierte sich "klar als Oppositionspartei" und betonte im Wahlkampf ihre Verdienste der vergangen Jahre als eben diese. Auch Listengründer Fritz Dinkhauser mischte diesmal wieder vermehrt mit, um sein Lebenswerk ein weiteres Mal in den Landtag zu hieven. Zuletzt plakatierte die Liste "Wir Olympiasieger" - und wollte damit an das ablehnende Votum der Tiroler bei der Befragung für eine Bewerbung für Olympische Winterspiele 2026 erinnern.

Die NEOS setzten im Wahlkampf vor allem auch auf Bundeshilfe in Person von Parteichef Matthias Strolz, der mit Spitzenkandidat Dominik Oberhofer plakatiert wurde. Zudem liebäugelten sie, nach einem erfolgreichen Landtagseinzug, auch mit einer möglichen schwarz-pinken Koalition, der ersten in Österreich.

Und dann wären da noch die beiden Kleinparteien: Impuls Tirol und "Family". Erstere, jene von LAbg. Josef Schett, blieb weitestgehend unauffällig - was wohl vor allem auch den mangelnden finanziellen Ressourcen geschuldet war. "Family"-Spitzenkandidatin Andrea Krumschnabel machte indes mit einer mehr als optimistischen Prognose Schlagzeilen: Sie strebt zehn Prozent der Stimmen an.