Noch immer laufen dazu die Ermittlungen der Soko Tape. Aber die Ermittler sind nicht die einzigen, die Akten anlegen: Auch der einstige FPÖ-Vizekanzler Heinz-Christian Strache hortete umfangreiche Unterlagen, die bei der Durchsuchung seines Anwesens im Zuge der Casinos-Affäre beschlagnahmt wurden, wie die Tageszeitung "Der Standard" nun berichtet.

Im Unterschied zu den Erkenntnissen von Polizei und Staatsanwaltschaft fokussieren sich Straches Akten aber auf eine Verschwörung, an deren Spitze die Israelitische Kultusgemeinde (IKG), die ÖVP und Freimaurer vermutetwerden. Zu sehen ist das beispielsweise in einer Netzwerkgrafik, die handschriftliche Notizen trägt. Der Verfassungsschutz, "Oligarchen, Freimaurer und die IKG" stehen an der Spitze, dazu eine ganze Reihe von Namen, die ihre Beteiligung an dem Video schon vehement von sich gewiesen haben.

Woher kommen diese Papiere, die im Grunde Gerüchte und Verschwörungstheorien ohne Substanz zusammenfassen? Laut Straches Anwalt wurden diese dem Politiker "zugespielt". "Sie sind Gegenstand von Ermittlungen und werden von ihm nicht bewertet", so der Anwalt zum Standard.

Laut Ex-FPÖ-Chef schon 1000 Unterstützer

Er werde am 15. Mai das "Endprodukt" einer Allianz für Österreich präsentieren, stellte Strache vor Bekanntwerden der Skizzen bei einer Pressekonferenz seiner neuen Bewegung DAÖ in Aussicht: "Unser Land braucht dringend diese neue rot-weiß-rote Bürgerbewegung." Man werde unter anderem als "Hüter der Verfassung" auftreten, versprach er: "Wir passen darauf auf, dass die momentan Mächtigen in diesem Land es nicht zu weit treiben."

Strache stellte ein "Programm für Freiheit und Gerechtigkeit" in Aussicht. Und er berichtete von regem Zustrom zur neuen Partei: "Wir haben seit der Gründung bereits über 1000 Unterstützer in Wien." Auf dieser Mitgliederstruktur wolle man aufsetzen. Die neue Bewegung werde den "wahren freiheitlichen Geist" verkörpern. Die Bundesregierung mute hingegen "fast schon autoritär an", die Opposition sei dafür fast nicht vorhanden. Hier versprach er Abhilfe: "Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich das gelebt habe."

In Wien werde das Comeback seinen Ausgang nehmen, prophezeite er. Dass Strache als Spitzenkandidat im Herbst ins Rennen geht, hat er schon vor einiger Zeit verkündet - wobei er heute von einem Antritt als "Bürgermeisterkandidat" sprach. "Ich bin überzeugt, dass wir hier in ein Vakuum hineinstoßen", übte er sich in Zuversicht hinsichtlich des Wahlergebnisses.

Um die Umfragen "Lügen zu strafen"

Dass die Allianz in Umfragen in Wien zuletzt bei fünf Prozent gelegen ist, bereitet dem Ex-Blauen keine Sorgen, wie er beteuerte: "Ich bin da immer sehr entspannt." Er kenne das seit Beginn seiner politischen Tätigkeit: "Das einzige Umfrageergebnis, das wirklich Gültigkeit hat und für mich zählt, ist das Ergebnis des Wahlabends." Er freue sich auf das Endergebnis, um die Umfragen "Lügen zu strafen".

Strache übte in der heutigen Pressekonferenz mit DAÖ-Chef Karl Baron teils harsche Kritik am Vorgehen der Bundesregierung im Zusammenhang mit den Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus. "Wir haben eine Situation, wo ich sagen würde, dass Feuer am Dach ist." Er prangerte unter anderem die Änderung des Epidemiegesetzes an. Die Ausfallshaftung für kleinere Betriebe sei "über Nacht" gestrichen worden: "Das ist wahrlich ein Skandal."

Er forderte zudem ein Notgeld für arbeitslose Menschen in Kurzarbeit oder die Änderung des Insolvenzrechts. Als problematisch bei der Umsetzung der Kurzarbeit bezeichnete er den Umstand, dass sie von den Betriebe vorfinanziert werden müsse: "Das ist ein Hemmschuh." Strache sprach sich zudem dafür aus, dass die Wirtschaftskammer Rücklagen auflösen solle, um Firmen zu unterstützen. Man müsse jedenfalls gegensteuern, sonst würden im Herbst bis zu einer Million Menschen arbeitslos sein, warnte er.