Ob Österreich gut oder schlecht durch die Krisen gekommen ist, ob die Bundesregierung nichts, sehr viel oder doch nur das Falsche tut, bot in den vergangene Tagen Anlass für hitzige Wortmeldungen vom Kanzler abwärts. Das Sozialministerium legte am Dienstag nun Zahlen vor, die auf Entspannung der sozialen Lage hindeuten, gleichzeitig aber erhebliche Schwierigkeiten bei Wohnkosten sehen.

Es war keine Anlass-Präsentation, sondern der bereits siebente Bericht von Statistik Austria und dem Institut für Höhere Studien (IHS), die vom Sozialministerium 2021 mit Beobachtungsstudien der Krisenfolgen beauftragt worden waren. Für 22 Prozent der Bevölkerung sind die Wohnkosten demnach eine große finanzielle Herausforderung. Dieser Wert liegt um vier Prozentpunkte höher als im Vorjahr.

Rauch: "Maßnahmen wirkten"

Wie die Erhebung "So geht's uns heute" zu den sozialen Krisenfolgen für das zweite Quartal 2023 zeigt, hat sich die Lage aber insgesamt gebessert. Im Vergleich zum Vorjahr gaben insgesamt weniger Personen an, ihr Einkommen habe sich verringert. Sozialminister Johannes Rauch (Grüne) sieht trotz hoher Inflation eine Entspannung der Lage. "Für mich ist das eine Bestätigung, dass die Maßnahmen der Regierung wirken", so Rauch in einer Aussendung.

Meinten im zweiten Quartal 2022 noch 37 Prozent, ihr Einkommen habe sich in den letzten zwölf Monaten verringert, sind es nun 32 Prozent der insgesamt 3300 Befragten zwischen 18 und 74 Jahren. Das sei ein Trend, der sich fortsetze, kommentierte Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas in einer Pressemitteilung. Als Hauptgrund für Einkommensverluste wird nach wie vor die Inflation ausgemacht. Gleichzeitig berichteten auch 23 Prozent von einem Anstieg ihres Haushaltseinkommens in den letzten zwölf Monaten.

Verschlechterung bei Alleinerziehenden

Es falle aber nach wie vor 17 Prozent der Personen schwer, mit ihren Einkommen auszukommen, betonte Statistik-Austria-Chef Thomas. Der Anteil blieb im Vergleich zu Vorquartal und -jahr fast unverändert. Diese Schwierigkeiten spürten vor allem Personen mit niedrigem Haushaltseinkommen (zu 44 Prozent) sowie Personen aus von Arbeitslosigkeit betroffenen Haushalten (zu 42 Prozent). Verschlechtert hat sich die Situation von Alleinerziehenden: Im ersten Quartal 2023 hatten noch 30 Prozent der Personen in Ein-Eltern-Haushalten Schwierigkeiten, mit ihrem Einkommen auszukommen, im zweiten Quartal 37 Prozent.

Unerwartete Ausgaben in Höhe der Armutsgefährdungsschwelle von 1370 Euro zu bewältigen, stellte für 28 Prozent der Befragten ein Problem dar, der Wert blieb im Vergleich zum Vorjahr unverändert. Wohnkosten stellen nach wie vor eine erhebliche finanzielle Belastung dar. Für 22 Prozent sind diese eine große finanzielle Herausforderung, im Vorjahr gaben das noch 18 Prozent an. Ihre Ausgaben für größere Anschaffungen verringern wollen 46 Prozent. 41 Prozent wollen gleich viel für größere Anschaffungen ausgeben, 14 Prozent wollen mehr ausgeben.