Es war das Wie, nicht das Was, das für Verwunderung gesorgt hatte. Denn dass Eckehard Quin den Vorsitz der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (GÖD) über kurz oder lang von Norbert Schnedl übernehmen würde, schien seit Monaten gewiss. Bei einem außerordentlichen Bundesvorstand der zweitgrößten Gewerkschaft des Landes wurde Quin am Dienstag mit 91 Prozent Zustimmung in sein neues Amt gehoben.

Es war der Bundeskongress selbst, der überraschend kam. Denn in keiner Aussendung, nicht einmal in einem Hinweis auf der Website, war dieser angekündigt worden. Von einer klandestinen Vorgangsweise will man bei der GÖD aber nichts wissen. Im Programm des hauseigenen Digitalradiosenders Radio GÖD sei der anstehende Bundeskongress sehr wohl präsent gewesen, heißt es auf Nachfrage. Medienöffentlich wäre der Termin aber ohnehin nicht gewesen.

"Politiker mit Herz und Verstand"

Ungeachtet dessen trudelten kurz nach Bekanntwerden der Wahl Quins die ersten Glückwünsche ein. Der neue Vorsitzende sei ein "Politiker mit Herz und Verstand" und habe "ein Gespür für die Anliegen der Kolleginnen und Kollegen", schrieb etwa August Wöginger, ÖVP-Klubobmann und ÖAAB-Chef. Quin habe "als überzeugter und zielstrebiger Personalvertreter und Gewerkschafter" bereits bei vielen Dienstrechtsnovellen sein Verhandlungsgeschick beweisen, streute auch Schnedl seinem Nachfolger Rosen. Gewerkschaftsbund-Chef Wolfgang Katzian gratulierte ebenso.

In der Gewerkschaft ist Quin jedenfalls kein Unbekannter. 2003 wurde der 1968 geborene Niederösterreicher stellvertretender Vorsitzender der AHS-Gewerkschaft, einer Teilgewerkschaft der GÖD. Sieben Jahre später wurde er an die Spitze der AHS-Lehrer gewählt. Zuletzt fungierte Quin, der Geschichte und Chemie studiert hatte, als Bereichsleiter für Dienstrecht und stellvertretender GÖD-Vorsitzender. Der Schule blieb er trotz Aufstieg in der Gewerkschaft lange treu: Bis 2022 lehrte Quin noch an einem Gymnasium.