Laut Schnellschätzung der Statistik Austria lag die Inflation in Österreich im Februar bei elf Prozent. "Dass die Teuerung hierzulande deutlich höher ist als in anderen Teilen Europas, sei auf politische Entscheidungen zurückzuführen", sagte der Ökonom Kurt Bayer heute im Ö1-Mittagsjournal. Österreich habe "eben deren teuren, aber politisch leichten Weg gewählt" und würde "Geld, das man an sich nicht hat, und am internationalen Markt aufnehmen muss, an die Unternehmen und an die Haushalte auszuschütten", so der Ökonom und frühere Weltbank-Direktor. 

Es sei eine Frage der politischen Konfliktfähigkeit, wie man mit Krisensituationen umgehe, ergänzte Bayer, der Österreichs Weg als falsch ansieht. Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) verteidigte wiederum diese Strategie. Es sei darum gegangen, die Kaufkraft zu stärken und Unternehmen zu unterstützen. Die leichte Differenz bei der Inflationsrate zu den anderen EU-Staaten sei auch mit dem höheren Wirtschaftswachstum in Österreich zu erklären.

Andere Länder senken Preise

Andere Länder hätten die Inflation erst gar nicht entstehen lassen oder würden sie durch direkte Eingriffe wie Mietpreisbremsen dämpfen, entgegnete Bayer. Spanien verzeichne durch diese Strategie sogar ein höheres Wachstum als Österreich. Oder es würde die Mehrwertsteuer, etwa für Lebensmittel, gesenkt, wie es einige Länder gemacht hätten. In Österreich seien Unternehmen in ihrer Preisgestaltung frei und könnten höhere Preise als durch ihre Kosten verursacht, durchsetzen.

Das zeichne sich nach vorläufigen Daten vor allem in drei Bereichen ab, ergänzte der Ökonom Josef Baumgartner vom Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo): Bei der Energiewirtschaft, der Bauwirtschaft und der Landwirtschaft (Forstwirtschaft) habe es im Vorjahr sehr hohe Preissteigerungen gegeben, wodurch auch die Erträge gestiegen seien. Aus den Preis- und Kostensteigerungen ergäben sich nach vorläufigen Zahlen sehr deutliche Hinweise, dass in diesen Bereichen auch die Gewinne zugenommen haben. Jetzt noch Preiseingriffe einzuführen, sei wenig sinnvoll, denn die Inflation sei bereits in allen Bereichen angekommen. "Im heurigen Jahr müssen wir hier durch", merkte Baumgartner dazu an.