Etienne Berchtold dürfte ein kluger Kopf sein. Er habe drei Studien absolviert, spreche fünf Sprachen und habe mehr als neun Jahre internationale Erfahrung, informierte Ex-Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) auf Twitter über seinen früheren außenpolitischen Sprecher. Berchtold sei "einer der Besten, mit dem ich die Ehre hatte, zusammenzuarbeiten", ließ Kurz wissen. Auch Sprecher von Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) und andere Mitglieder der Volkspartei verteidigten gestern online die Ehre von Berchtold, der heute Österreichs Botschafter in Abu Dhabi ist. Den Grünen reicht das nicht.

Das Gutachten der Gleichbehandlungskommission im Fall Berchtold sei "unmissverständlich", sagt die außenpolitische Sprecherin der Grünen, Ewa Ernst-Dziedzic heute dem "Standard", und: "Das Außenministerium wäre somit im eigenen Interesse gut beraten, sofort die nötigen Konsequenzen im Sinne einer Abberufung des Botschafters zu ziehen". Zuvor hatten bereits sämtliche Oppositionsparteien die Bestellung kritisiert.

Außenministerium will keinen Schadensersatz zahlen

Immerhin hatte die Gleichbehandlungskommission laut einem Bericht im "Standard" "keinen Zweifel", dass ein "parteipolitisches Motiv" den Ausschlag für Berchtolds Bestellung zum Botschafter gemacht hätte. Ein unterlegener Kandidat hatte nachweisen können, dass er besser qualifiziert gewesen wäre als Berchtold. Er könnte nun das entgangene Gehalt als Schadensersatz gegen das Ressort von Alexander Schallenberg (ÖVP) geltend machen.

Das Außenministerium teilt die Einschätzung der Gleichbehandlungskommission allerdings nicht und will "keinerlei Zahlungen an den unterlegenen Bewerber in Aussicht" nehmen. Dementsprechend dürfte Berchtold trotz Forderung der Grünen auch nicht abberufen werden.