Für den Meinungsforscher Peter Hajek bestehen keine Zweifel: "Mikl-Leitner hat den großen Fehler gemacht, die Wahl nicht in den September vorzuverlegen, so wie Günther Platter in Tirol." Zu diesem Zeitpunkt hatten Teuerung und Energiekrise noch nicht den Höhepunkt erreicht, die Asyldebatte war erst im Anlaufen, und es gab kein ORF Niederösterreich-Thema, so Hajek. Die niederösterreichische ÖVP hatte immer argumentiert, es komme bei den Wählern gut an, wenn man bis zum Ende der Legislaturperiode arbeite.

Strategische Fehler

Aus Hajeks Sicht sei der ÖVP in den Bereichen Asyl und Integration ein strategischer Fehler unterlaufen. "Sebastian Kurz hat es kraft seiner Popularität und Positionierung geschafft, blaue Themenfelder zu besetzen. Seinen Nachfolgern gelingt das nicht mehr. Der Schmied heißt wieder FPÖ. Mit der Themensetzung im Wahlkampf betrieb man das Geschäft des Mitbewerbs." Eine Abgrenzung von der Bundes-ÖVP sei ohnehin schwierig gewesen aufgrund der engen personellen Verbindungen zwischen der Bundes- und der Landespartei.

Die ÖVP leide unter einer "thematischen Austrocknung" der Partei, so der Meinungsforscher. Laut Wahlmotiven habe "einzig die Landeshauptfrau gezogen".

Motiv der Nichtwähler: Frust

Die blauen Wählermotive seien klar strukturiert: "Asyl, Abstrafung der korrupten ÖVP und Bekämpfung der Teuerung. Wahlkampftechnisch ein glattes Sehr gut." Im Gegensatz zur FPÖ ziehe bei der SPÖ der Kampf gegen die Teuerung. "Der rote Hanni", also Spitzenkandidat Franz Schnabl, sei hingegen kein Wahlmotiv mehr. Die Motive der Nichtwähler tragen eine ganz klare Handschrift: Frust. 

Dass Johanna Mikl-Leitner nach der Wahl Landeshauptfrau bleiben soll, sei nicht mehr ausgemachte Sache. 47 Prozent sprechen sich dafür aus, 39 Prozent seien dagegen. Als Nachfolger kann sich eine relative Mehrheit FPÖ-Spitzenkandidat Udo Landbauer vorstellen. Eine herbe Abfuhr für die SPÖ und Franz Schnabl. Trotz aller ÖVP-Probleme wünschen sich, so Hajeks Befragung, nur wenige Wähler Alt-Landeshauptmann Erwin Pröll zurück.