Er galt als loyal, vertrauenswürdig, als diskreter Mann fürs Grobe. Jahrelang war Thomas Schmid der Vertrauensmann der Führungsriege der türkisen ÖVP. Nun hat sich das Blatt gewendet: In einer umfangreichen Aussage gegenüber der Staatsanwaltschaft packte Schmid aus und belastete viele seiner ehemaligen Vertrauten – darunter Sebastian Kurz, Hans Jörg Schelling, Wolfgang Sobotka oder August Wöginger – schwer. Woher kam der Sinneswandel?

Zum Umdenken bewogen hat Thomas Schmid offensichtlich seine Mutter. Das geht aus dem Protokoll seiner Einvernahmen bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft hervor: "Nach meinem Ausscheiden aus der Öbag habe ich beschlossen, einen neuen Weg zu gehen und einen Schlussstrich zu machen. Ich habe begonnen, die ganze Sache aufzuarbeiten", heißt es im Protokoll. Schmid zeigte sich reumütig: "Wir haben Dinge gemacht, die nicht in Ordnung waren."

Er wolle "einen Schlussstrich ziehen" und an der Aufarbeitung mitwirken, auch für sein "familiäres Umfeld", wie er sagt. Ausschlaggebend war wohl seine Mutter: "Wir haben dich so nicht erzogen", habe sie ihm laut Protokoll gesagt: "Wenn du etwas falsch gemacht hast, dann steh dazu und das mit allen Konsequenzen." Das habe ihn zum Umdenken bewogen, sagte Schmid.

Kurz habe Herausgabe des Back-ups verlangt

Außerdem habe er das Gefühl bekommen, dass er "benutzt" wurde, wie er sagt. Ausschlaggebend dürften zwei Ereignisse gewesen sein: So soll Sebastian Kurz Schmid rund um die Hausdurchsuchungen im Oktober 2021 dazu gedrängt haben, in einer schriftlichen Stellungnahme alle Schuld auf sich zu nehmen und Kurz von allen Freiwürfen freizusprechen. Bei einem Treffen habe Kurz die Herausgabe von Chats und einer Back-up-Festplatte verlangt: "Er meinte, er müsse sich um diese Chats jetzt selber kümmern, weil sonst die ÖVP und das ganze Land den Bach hinuntergehen würden", soll Kurz laut Schmid gesagt haben. Schmid habe sich gedacht "der spinnt."

Thomas Schmid will kein Bauernopfer sein

"Ich möchte die Verantwortung für das übernehmen, was ich gemacht habe", gab Schmid zu Protokoll, "aber nicht das Bauernopfer für diejenigen sein, die versuchen, sich jetzt an mir abzuputzen und mir alles alleine umzuhängen." Das sei laut Schmid nicht nur Sebastian Kurz gewesen, sondern auch andere wie etwa andere Finanzminister, unter denen er gearbeitet habe.