Bevor Sie sich der Wahl stellen, muss es Parteichef Herbert Kickl am Samstag am Bundesparteitag tun. Mit welchem Ergebnis rechnen Sie?
Walter Rosenkranz: Mit einem sehr guten. Ich glaube, dass er diesmal noch mehr Zustimmung bekommt.
Sie betonen die Einigkeit der FPÖ. Hand aufs Herz: Hätten Sie lieber harten Oppositionskurs oder eine konstruktive FPÖ mit Chancen auf eine Koalition?
Das eine tun, das andere nicht lassen. In der Opposition heißt es hundert Prozent Opposition, und nicht darauf zu schielen, wie man nach der Wahl wann und mit wem regieren könnte. Das ist die Frage, die der Wähler entscheidet.
Wenn keine Partei mit Kickl will, stellt sich die Frage nicht. Wie fühlt es sich als möglicher Präsident an, wenn der Parteichef alles tut, damit Sie so bald keine Koalition mit blauer Beteiligung angeloben?
Das ist nicht mein Ansporn, um Bundespräsident zu werden. Der Vertreter der stärksten Partei nach einer Wahl wird mit der Regierungsbildung beauftragt und es muss eine demokratische Mehrheit im Parlament hinter ihr stehen. Eine inhaltliche Parteipräferenz kann und darf der Bundespräsident, egal wie er heißt, nicht haben.
Die haben Sie bei Amtsinhaber Van der Bellen gesehen?
Die habe ich bei Van der Bellen eindeutig gesehen.
Ich nehme an, Sie hätten Kickl damals nicht entlassen?
Ich hätte es wie der italienische Staatspräsident gemacht und gesagt: Ruhe mit den Pferden, setzt euch zusammen. Aber wenn etwas nicht geht, geht es nicht. Ich bin nicht einer, der eine Zwangsehe halten möchte.
Sie wollen als Präsident Ihr Parteibuch nicht zurücklegen. Wie soll Ihnen so jemand glauben, dass Sie parteilos agieren?
Einige würden das auch bezweifeln, wenn ich es zehnmal zurücklege. Ich würde es unter Beweis stellen und alle Bewerber um das Amt einladen, um mir ihre Lösungen anzuhören. Ich werde auch keine Gesetzesvorhaben, wenn sie nicht offensichtlich verfassungswidrig sind, blockieren. Ich werde aber meine Meinung kundtun.
Das wollen Sie laut eigenen Angaben auch auf möglichen Demonstrationen tun. Zeugt das nicht von wenig überparteilichem Gespür?
Ich werde mich nicht in der Hofburg verschanzen. Ich bleibe ja Staatsbürger und gebe meine Rechte nicht ab. Es kann Themen geben, wo ich Bürgern, die das gleiche Anliegen haben, signalisieren möchte, dass das auch mein Interesse ist.
Ist es nicht grotesk, wenn ein Präsident gegen jene Regierung auf die Straße geht, deren Gesetze er unterschreibt?
Nein, freie Meinungsäußerung und Demonstrationsfreiheit muss in diesem Land etwas gelten. Ich möchte das unter Beweis stellen.
Sie werfen Van der Bellen vor, zu wenig gegen die Spaltung der Gesellschaft getan zu haben. Kann man das Ihrer Partei nicht auch vorwerfen?
Parteien legen Konfrontation an, das Staatsoberhaupt sollte darüberstehen. Und er kann auch die "eigene" Partei mahnen. Ich werde den FPÖ-Obmann nicht auslassen.
Haben Sie Kickl vorgewarnt?
Das brauche ich nicht, er kennt mich. Ich halte mit meiner Meinung nie hinter dem Berg.