Wenn die heutige Landeshauptfrau Niederösterreichs, Johanna Mikl-Leitner (ÖVP), 2016 noch Innenministerin, jemandem schreibt: "Rote bleiben Gsindl! Schönen Schitag!", so kann man erstens davon ausgehen, dass sie zornig ist und zweitens, dass sie dem Empfänger vertraut. Blöd nur, dass der frühere Sektionschef im Innenministerium, Michael Kloibmüller, 2017 mit seinem Handy ins Wasser und seine Daten in Folge in weniger ÖVP-nahe Hände fielen. Chats auf dem Gerät geben  tiefen Einblick in Postenbesetzungen und Interventionen im schwarzen Innenministerium, berichtet "der Standard".

So zeigte sich etwa eine Referentin besorgt, dass unter Mikl-Leitners Nachfolger als Innenminister, Wolfgang Sobotka (ÖVP), am Server der Kabinettsmitarbeiter "unter Herr Bundesminister Sobotka eine Liste liegt, die Interventionen heißt und noch dazu alle Interventionen mit Stand anführt", berichtet "der Standard". Der Inhalt der Liste ist nicht bekannt, nur dass Kloibmüller das für keine gescheite Idee hielt: "da muss i reden."

Kompetente "Katastrophe"

Ein Beispiel könnte die Bestellung des Wiener Vizepolizeipräsidenten 2017 gewesen sein. Dass sich mit Andrea Jelinek eine als kompetent und loyal beschriebene Frau bewarb, war für die ÖVP eine "Katastrophe", schreibt der "Standard". "Ich mach mir Sorgen", schrieb der heutige Wiener ÖVP-Chef Karl Mahrer an Kloibmüller, rechnete man Jelinek doch der SPÖ zu. Auch der damalige Innenminister Sobotka sowie der heutige Generaldirektor für öffentliche Sicherheit, Franz Ruf, und der Wiener Polizeipräsident Wolfgang Pürstl sollen beim Versuch, Jelinek zu verhindern, involviert worden sein, berichtet der "Standard".

Selbst über einen Deal mit der Wiener SPÖ wurde nachgedacht, die Idee verwarf Kloibmüller jedoch nach einiger Zeit wieder: "Aber wie ich gesehen habe, dass wir unseren Mann durchbringen, dachte ich, den Sozen zu zeigen, wo der Hammer hängt." Statt Jelinek heißt der Wiener Vizepolizeipräsident heute Franz Eigner.

Familiärer Draht nach St. Pölten

Die Geschichte sei kein Einzelfall, betont "der Standard" nach Einblick in die Chats des Sektionschefs. Auch Mikl-Leitners Nähe zu Kloibmüller sei trotz der Distanz von Wien nach St. Pölten erhalten geblieben. So erkundigte sich die Landeshauptfrau laut "Standard" bei Kloibmüller wegen eines Bewerbers für eine Kommandantenstelle in Niederösterreich. Auch für ein Praktikum eines Familienmitglieds wandte sich Mikl-Leitner an Kloibmüller: "Verlass mich auf euch", schrieb sie dem Sektionschef.