Als zweite Region in Österreich (neben Schwaz in Tirol) ist seit heute der Kärntner Bezirk Hermagor abgeriegelt. Seit Mitternacht müssen alle Personen, die den Bezirk verlassen wollen, einen negativen Corona-Test vorweisen. Dass diese Maßnahme im Gailtal auf wenig Zustimmung stößt, liegt in der Natur der Sache. Damit soll allerdings verhindert werden, dass sich das hochinfektiöse Virus – in diesem Fall die tückische britische Variante - in die Nachbarregionen und über das ganze Bundesland ausbreitet. Hermagor ist mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 559 Fälle pro 100.000 Einwohner aktuell Österreichs führender Corona-Hotspot (Stand Dienstag um 14.30 Uhr). Die Inzidenz orientiert sich an den Neuinfektionen innerhalb von sieben Tage pro 100.000 Einwohner. Regionen, die über 400 sind, können nicht mehr ohne Testverlassen werden. 

Lokale statt regionale Quarantäne

Seit wenigen Tagen sind im zweiten Corona-Hotspot des Landes, im Bezirk St. Johann, die Gemeinden Bad Hofgastein und Radstadt abgeriegelt. Der Erlass des Gesundheitsministeriums sieht vor, dass alternativ zu einer Gesamtabriegelung des Bezirks die lokalen Corona-Hotspots unter Quarantäne gestellt werden können. Diesem Beispiel dürfte sehr bald der Bezirk Waidhofen an der Thaya im nördlichen Waldviertel, der aktuell eine Sieben-Tage-Inzidenz von 323 aufweist. In der Gemeinde Thaya ist die Inzidenz auf mehr als 1000 explodiert. Wiener Neustadt wird am Mittwoch unter Quarantäne gestellt (Inzidenz von 528).

Welche Bezirke werden als nächste abgeriegelt?

Ein Blick auf das Dashboard des Gesundheitsministeriums gibt Auskunft darüber, welche Regionen in Österreich bald die magische 400er-Schwelle überschreiten könnten. Osttirol liegt bereits bei 396 Neuinfektionen in einem Zeitraum von sieben Tage pro 100.000 Einwohner, gefolgt von Jennersdorf (350), Wiener Neustadt-Land (348), Waidhofen an der Thaya (nicht an der Ybbs) (323). Kritisch könnte es bald auch  in Weiz (323) werden. Drakonische Maßnahmen müssen erst ergriffen werden, wenn die Stadt oder der Bezirk eine Woche lang über 400 liegen.  

Ball liegt bei Landeshauptleuten

Das Gesundheitsministerium hat bereits am Freitag den Landeshauptleuten den Erlass für die schärferen Corona-Maßnahmen in "Hochinzidenzgebieten" übermittelt. Demnach sind negative Corona-Tests für das Verlassen von Bezirken oder "lokal abgegrenzten Hotspots" nötig, wenn die Sieben-Tages-Inzidenz dort über 400 pro 100.000 Einwohner liegt. Aufrechterhalten werden muss die Testpflicht, bis die Inzidenz nachhaltig (zehn Tage lang) unter 200 gefallen ist.

Maßnahmen-Mix

Bei länger anhaltender Hochinzidenz in einem Bezirk oder einer Region werden laut Erlass weitere Maßnahmen "durch den Landeshauptmann/die Landeshauptfrau" eingefordert. Aufgelistet sind Quarantäne-Regelungen, Schwerpunktkontrollen durch die Polizei, verstärktes Contact-Tracing, wiederholte Tests von K1- und K2-Kontaktpersonen, eine erweiterte Testpflicht für das Betreten "bestimmter Orte oder Betriebsstätten".

Bundesheer kann angefordert werden

Die Ausreise-Testpflicht müssen die Landeshauptleute oder die Bezirksverwaltungsbehörden per Verordnung umsetzen. Für das Verlassen des Bezirks nötig ist ein negativer SARS-CoV-2-Test (maximal 48 Stunden  bei Antigen-, maximal 72 Stunden bei PCR-Testung). Genesene können alternativ eine ärztliche Bestätigung der durchgemachten Infektion vorliegen.  Durchreisende brauchen keinen Test, von der Testpflicht ausgenommen sind Kinder bis zehn Jahre, Sicherheitsdienste, Rettung und Feuerwehr, der Güterverkehr - und Ausreisen für "unaufschiebbare behördliche oder gerichtliche Wege" bzw. zur Gefahrenabwehr. Sollten Polizei und Behörde überfordert sein, kann auch das Bundesheer zum Einsatz kommen.