Einsamkeit im Alter war schon immer ein Problem. Durch die Kontaktverbote infolge von Corona ist das Thema jetzt drängender geworden. Darüber wurde rasch ein breiter Konsens erzielt beim „Runden Tisch gegen Alterseinsamkeit“, der am Montag auf Einladung der Bundesregierung in Wien stattfand.

Was aber kann konkret getan werden? Da gehen die Meinungen dann sofort auseinander. Denn, das wurde in der Debatte deutlich, jeder setzt andere Schwerpunkte. Und es gibt auch die Versuchung, andere politische Anliegen einfach unter diesen Hut zu packen. So wird etwa von vielen Seiten das Thema Pflege und Betreuung pflegender Angehöriger als Kern des Problems gesehen.

Plaudernetz und Besuchsdienste

Relativ konkret sind die Rezepte, die die Caritas verfolgt: Sie hat in jüngster Vergangenheit zusätzlich zu bestehenden Besuchsdiensten und pfarrlichen Initiativen neue Vorhaben umgesetzt, etwa Wärmestuben, Begegnungscafés, Buddy-Projekte oder Social-Media-Gruppen zum Austausch pflegender Angehöriger. Weiters betreibt man ein „Plaudernetz“, also Telefonkontakte gegen das Alleinsein. Caritas-Präsident Michael Landau fordert einen Regierungsbeauftragten zum Thema und verweist auf einen Feldversuch in Großbritannien, wo Postausträger der Royal Mail Kontakt zu Alleinlebenden halten.

Auch der Samariterbund nennt ein Projekt: Die „Plaudertaste“ soll einsame Anrufer mit geschulten Mitarbeitern verbinden. Allerdings könne man dies erst „nach Beauftragung und entsprechender Kostenabgeltung“ realisieren, sagt Geschäftsführer Wolfgang Dihanits.

Psychosoziale Hilfe

Zahlreiche Stimmen fordern jetzt bessere Leistungen und mehr Geld für mobile Pflege und psychosoziale Hilfsdienste. Peter Kostelka, Chef des SPÖ-Pensionistenverbands, erhofft auch Abhilfe durch die Digitalisierung, denn virtuelle Kontakte seien besser als keine. Jeder Mensch solle außerdem schon in jungen Jahren vorbeugen - durch soziale Kontakte und Aktivitäten.

Die Regierung mit Kanzler Sebastian Kurz und Vizekanzler Werner Kogler will nun rasch Maßnahmen für die Zeit nach der Pandemie erarbeiten. Langfristig soll ein „Pakt gegen Alterseinsamkeit“ helfen.
Ernst Sittinger